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Willkommen im Wildbienengarten

Wildbienen im Garten beobachten und sogar schützen, geht das? Ja! Hängt man dazu einfach ein Bienenhotel auf? Nein!  Diese Seite hat das Ziel, die Ergebnisse der Forschung zu erklären und zu zeigen, was sie für den Garten bedeuten. Um das Gärtnern möglichst einfach zu machen, werden viele Wildbienenbeete zum Nachpflanzen präsentiert. Denn die richtigen Blumen zu pflanzen ist die beste Förderung für Wildbienen.

Als BUND-Wildbienenbotschafterin und Naturgartenplanerin ist es mir ein besonderes Anliegen, die Bedürfnisse der Wildbienen und nicht nur der Honigbienen ins Bewusstsein zu rücken. Im Internet gibt es viele Empfehlungen für Bienenblumen. Die meisten nützen nur den Honigbienen und ein paar besonders anpassungsfähigen Wildbienenarten.

Um über 100 Wildbienenarten im Garten zu fördern, muss Forschung in Gartenpraxis übersetzt werden. Diese Seite soll dabei helfen: Sie bietet Hilfswerkzeuge für die Gartenplanung, die Pflanzenwahl, die naturnahe Pflege und den Nisthilfenbau, basierend auf umfangreicher Erfahrung aus der Naturgarten-Praxis.

Neben den Wildbienen warten tausende weitere Tierarten darauf, von Ihnen entdeckt zu werden. Sie sind zu finden in der Rubrik "Käfer&Co". Für diese Tierarten gibt es auch jeweils Tipps zum Gärtnern. Ergänzt wird die Rubrik durch Informationen zur Bedrohung und zum Schutz der Biodiversität. Dort finden Sie auch den Biodiversitätsrechner.

Ich wünsche viel Vergnügen beim Stöbern und hoffe, Sie mit der Begeisterung für die summende Vielfalt vor der Terrassentür anzustecken.

Ein Garten für Heuschrecken

In Deutschland gibt es derzeit ca. 85 Heuschreckenarten  - und glücklicherweise sind weniger als die Hälfte vom Aussterben bedroht. Da es viele Arten heiß und vertrocknet mögen, können sie sich durch den Klimawandel sogar weiter nach Norden ausbreiten. Die bedrohten Arten hingegen sind in Deutschland dabei, ihre Naturräume und extensiven Kulturlandschaften zu verlieren.

Natürlich wird man im Garten eher die häufigeren Arten von Langfühlerschrecken, Kurzfühlerschrecken und Grillen zu sehen bekommen. In naturnahen Gärten sind zum Beispiel 4-8 verschiedene Arten eine realistische Größenordnung. Trotzdem wird es nicht langweilig, denn gerade bei den Grashüpfern bringt jedes Exemplar seine individuelle Färbung und Körperzeichnung mit.

Und vor allem: Das Zirpen bringt das Gefühl von Sommer in den Garten. Die tollen Sprünge erfreuen Herz und Auge - gerade auch bei Kindern.

Dafür braucht man Wiese, nackte Bodenstellen und ein paar Gehölze. Die einzelnen Pflanzenarten sind nicht so wichtig. Hauptsache das Ganze wird mosaikartig gepflegt, immer mal wieder gemäht für Licht und Wärme, immer etwas Stehen gelassen für Nahrung, Eiablage und Deckung.

Das finden Sie auf dieser Seite: - Faszination Heuschrecke - Arten im Garten  - Heuschreckenfreundliche Gartenpflege - Weiterführende Literatur.

Faszination Heuschrecke - Aug in Auge

Wussten Sie schon, dass...?

  • Viele Arten, aber nicht alle, Zirpen/singen? Mit den Hinterbeinen? Oft auch die Damen?
  • Dass die Ohren in den Beinen sitzen und Richtungshören ermöglichen?
  • Dass jede Art ihren charakteristischen Gesang hat? Aber nicht alle Arten singen?
  • Dass Männchen vieler Arten Balzgesänge, gar im Wechselgesang, anstimmen und Balzverhalten zeigen, damit ein Weibchen sie erwählt?
  • Dass aus dem Ei Grashüpfer schlüpfen, die auch schon so aussehen, und sich nur noch mehrmals häuten um erwachsen zu werden?
  • Dass viele Heuschrecken - vor allem Langfühlerschrecken - Insekten fressen, zum Beispiel Blattläuse?
  • Dass weibliche Heuschrecken mit ihrem Legebohrer tief in die Erde eindringen können?
  • Dass es Heuschrecken gibt, die kleiner als ein Zentimeter sind?
  • Zur Verwandtschaft Arten gehören, die in Ameisenbauten leben?

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der spannenden Fakten, die es im Reich der Heuschrecken zu entdecken gibt.

Grashüpfer und andere Heuschrecken im Garten - die Arten

Welche Heuschreckenarten im Garten leben, hängt sehr von der Umgebung ab. Denn viele Arten fliegen nicht weit. Am Ortsrand zu wohnen oder zumindest neben einer Brachfläche, ist von unschätzbarem Vorteil. Zudem kommt nicht jede Heuschrecke überall in Deutschland vor. Es gibt Arten zum Beispiel nur in der südlichen Hälfte, oder nur im Osten, oder nur im Südwesten.

Das Artenspektrum kann im Naturgarten größer sein als in konventionellen Gärten. Für eine bessere Einschätzung des Potenzials von Naturgärten folgt hier die Artenliste, welche sich aus den Heuschrecken des Guntersblumer, des Dolgesheimer und des Dillenburger Gartens sowie Beiträgen aus RLP, NRW und Thüringen zusammensetzt (ein herzlicher Dank an die Käfergartengruppe). Wenn Fachseiten (siehe Linksammlung unten) schreiben, dass die Art in Gärten vorkommt, wurde die entsprechende Art ebenfalls aufgenommen.

Heuschrecken bzw. Grashüpfer und Grillen im Garten:

  1. Acheta domesticus - Heimchen
  2. Chorthippus albomarginatus - Weißrandiger Grashüpfer
  3. Chorthippus apricarius - Feldgrashüpfer
  4. Chorthippus biguttulus - Nachtigall-Grashüpfer
  5. Chorthippus brunneus - Brauner Grashüpfer
  6. Chorthippus dorsatus - Wiesengrashüpfer
  7. Chrysochraon dispar - Große Goldschrecke
  8. Conocephalus fuscus - Langflügelige Schwertschrecke
  9. Gryllotalpa gryllotalpa - Maulwurfsgrille
  10. Gryllus campetris - Feldgrille
  11. Leptophyes punctatissima - Punktierte Zartschrecke
  12. Meconema meridionale - Südliche Eichenschrecke
  13. Meconema thalassinum - Gemeine Eichenschrecke
  14. Myrmecophilus acervorum - Ameisengrille
  15. Oecanthus pellucens - Weinhähnchen
  16. Oedipoda caerulescens - Blauflügelige Ödlandschrecke
  17. Phaneroptera falcata - Gemeine Sichelschrecke
  18. Pholidoptera griseoaptera - Gewöhnliche Strauchschrecke
  19. Platycleis albopunctata - Westliche Beißschrecke
  20. Pseudochorthippus parallelus - Gemeiner Grashüpfer
  21. Roeseliana roeselii - Roesels Beißschrecke
  22. Ruspolia nitidula - Große Schiefkopfschrecke
  23. Stenobothrus lineatus - Schwarzfleckiger Grashüpfer
  24. Tettigonia cantans  -Zwitscherschrecke
  25. Tettigonia viridissima - Günes Heupferd
  26. Tetrix subulata - Säbel-Dornschrecke
  27. Tetrix tenuicornis - Langfühler-Dornschrecke

Heuschrecken und andere Wiesenbewohner fördern - Schwerpunkt Schnitt und Mahd

Mähen - ohne verschwinden Arten, mit sterben Individuen. Anders als bei den Wildbienen besteht die Kunst der Förderung also nicht in in der Pflanzenwahl, sondern in der Gartenpflege.

Ein Garten, in den verschiedene Schrecken sich wohlfühlen, könnte diese Elemente enthalten:

  • Wiesen mit Grashalmen, die hoch genug gewachsen sind und weit genug auseinander stehen, so dass die Tiere von Halm zu Halm hüpfen können. Das wäre im Idealfall eine Magerwiese, die erst nach September einmal gemäht wird. Nährstoffreiche Standorte benötigen eine Mosaikmahd. Die Wiese sollte Süßgräser wie z.B. Rotschwingel oder Zittergras enthalten.
  • Offene Bodenstellen, die nicht bearbeitet werden. Ohne Gießen bilden sie sich von selbst im sommerlichen Rasen. Zusätzlich können lückige Blumenbeete auf Schotter, Kies oder Sand angelegt werden. Diese müssen großflächiger sein als ein Sandhaufen.
  • Trockenere und feuchtere Gartenecken, zum Beispiel eine feuchte Senke oder ein Sumpfbeet.
  • In warmen Gegenden sind auch fast bewuchsfreie Flächen wie Ödland, Sand, Wege und Schotter für manche Arten überlebenswichtig.
  • Gehölze - vom Zwergginster über die Rose und Beerenobst bis zum Baum. Denn manche Langfühlerschrecken leben bevorzugt auf Gehölzen und legen ihre Eier in Zweige.

Der Rückschnitt von Gehölzen und Stauden: Wer auch im nächsten Jahr Langfühlerschrecken sehen möchte, muss frühzeitig entscheiden, was bis Juni des Folgejahres stehen bleiben darf. Zwischen Juni und Oktober legen viele Langfühlerschrecken ihre Eier in abgestorbene Gräser, Wildblumenstängel und Zweige. Der Herbst- und Frühjahrsputz kann zur tödlichen Falle werden. Wer also im Herbst, Winter oder im zeitigen Frühjahr Stauden und Gehölze schneidet und kompostiert, vernichtet vielleicht sämtliche "Kinder" dieser Arten.

Also einfach alles stehenlassen? Das würde auf Dauer zu Pflanzenfilz am Boden führen - keine offenen Bodenstellen, wenig Licht und Wärme, wenig frisches Grasfutter mehr, Beschattung durch Gehölze - und dann würden die Kurzfühlerschrecken aus dem Garten verschwinden.

Der Mittelweg könnte so aussehen: Das Schnittgut weder kompostieren noch wegwerfen, sondern luftig und licht senkrecht in einer unauffälligen Gartenecke hinstellen bis Juni des Folgejahres. Durchlüftung und wärmende Lichtstrahlen sorgen dafür, dass die Brut im Pflanzeninnern nicht schimmelt. Exotische Zierstauden dürften nur selten Eier enthalten. In erster Linie wird der schonende Rückschnitt für diejenigen naturnahen Strukturen benötigt, an denen man im Sommer die Heuschrecken antrifft. Wo weder Filz noch Schatten drohen, sollten einige alte Stängel und Zweige bis Sommer des Folgejahres stehenbleiben. Der Fachbegriff lautet Altgrasstreifen. Für Heuschrecken wären das - falls möglich - zum Beispiel 10% der Fläche.

Am meisten Heuschrecken lassen sich im Garten im Lebensraum Wiese beobachten. Um unterschiedlichen Ansprüchen gerecht zu werden, wird ein Mosaik angestrebt:

  • Bereiche über 30 cm Höhe - gerne feucht
  • Bereiche unter 30 cm Höhe - gerne trocken
  • möglichst viele Meter Übergang zwischen unterschiedlichen Wuchshöhen
  • ganz vertrockenete Bereiche
  • feuchte bis nasse Bereiche
  • Bereiche mit offenen Bodenstellen
  • ein warmes, sonniges, trockenes Kleinklima in großen Teilen der Wiese
  • alte, vertrocknete Stängel
  • frisches, weiches Gras- und Kräuterfutter.

Durch Mähen oder Stehenlassen wird diese Vielfalt an Höhe, Alter und Mikroklima der Wiese erreicht.

Die Mahd ist für Magerwiesen denkbar einfach: einmal jährlich im Oktober oder November mähen. Ein paar Inseln oder Streifen Altgras bis Sommer des Folgejahres stehenlassen. Das Mahdgut entfernen.

Natürlich kann man gerne Wege in die Wiese mähen. Als Mähgerät sollte man möglichst keinen Scheibenmäher verwenden, da dieser am meisten Insekten verletzt.

Die Mahd im nährstoffreichen Garten ist hingegen eine Kunst, da während der Lebenszeit der Heuschrecken gemäht werden muss. Am besten folgt man dem Vorbild der Weidetiere, sie haben den Lebensraum der Grashüpfer über Jahrtausende geprägt. Alois Kapfer hat dafür den Begriff "Mosaikweidemahd" geprägt. Wer stattdessen die ganze Fläche mähen möchte, muss zwischen April und Oktober immer einen Streifen von ca. 10% der Fläche ungemäht lassen.

Wie würden Sie als Kuh in Ihrem Garten grasen? Tagsüber oder nachts? Alles auf einmal, oder nur eine Portion? Einmal im Monat? Oder jeden Tag? Würden Sie alles essen, oder auf manche Kräuter keine Lust haben? Hätten Sie Trampfelpfade und Liegeflächen? Würden sie beim Grasen geradeaus marschieren wie ein Soldat? Mit wie vielen Stundenkilometern würden Sie grasen?

Davon abgeleitet wäre das Mähen normaler und nährstoffreicher Wiesen (mit etwas Humor zu lesen) in etwa so:

Zwischen März und Oktober gibt es ca. 24 Wochen, in denen das Gras 2-3x nachwächst. Die Kuh darf also 2-3x alles abfressen. Damit sie nie verhungert, grast sie pro Woche ein Zwölftel bis ein Achtel der Wiese ab (3x8 = 24 oder 2x12= 24 Wochen Graswachstumsperiode), beginnend im März und endend im Oktober. Für 100 Quadratmeter Wiese wären das: alle ein bis zwei Wochen mähen oder sensen, immer mal an einer anderen Stelle, und zwar nur 8-12 Quadratmeter ( ein Zwölftel bis ein Achtel der Fläche) und das Mahdgut von der Fläche entfernen. Das wäre dann eine Mosaikmahd - der Traum vieler Naturschützer, nur leider im öffentlichen Grün kaum umsetzbar. Etwas vereinfacht: lieber oft mähen, aber dafür nur kleine Stücke, und gerne auch mal die hohe Wiese mähen, bevor die Stängel alt und ungenießbar und der Boden feuchtschattig werden. Ein paar Disteln oder einen ganzen Streifen Wiese bis Juni des Folgejahres gar nicht mähen.

Weitere Tipps nach dem Vorbild der Weidetiere:

  • Nicht glatt kahl fressen, sondern immer mal ein paar Pflanzen beim Mähen vergessen.
  • Bei Tage mähen, und dann bei möglichst großer Hitze, damit die Heuschrecken schön mobil sind (Besonders wichtig April-Juni, weil die Jungtiere nur wenige Zentimeter weit flüchten).
  • Niemals geradeaus marschieren, keine Bahnen ziehen. Gemächlich, quadratmeterweise, eher mal nach rechts und links schwenken.
  • Erst aufschrecken, dann abschneiden. Das geht selbst mit dem Handrasenmäher, indem man beim Mähen rückwärts läuft.
  • Kinder dürfen die Wiese betreten und bespielen: es darf Trampelpfade und plattgedrückte Stellen geben.
  • Mähbeginn der kleinen Stückchen, wenn die ersten grünen Halme sprießen, ungefähr im März. 
  • Besonders harte, alte oder kratzige Stängel sowie das eine oder andere Gebüsch gar nicht fressen bzw. schneiden.

Tipps aus dem Naturschutz:

  • auf eine Struktur zu mähen, die stehen bleibt, also z.B. von der Mitte zum Rand, damit nicht am Ende alle Heuschrecken sich an den letzten noch zu mähenden Grasbüschel klammern.
  • Möglichst kein Scheibenmäher, sondern ein Balkenmäher. Oder ein Freischneider. Am allerbesten: ein einziger glatter Schnitt. Das geht mit der Handsense. (Im Guntersblumer Beispielgarten auch mit der Akku-Heckenschere: hinhocken und 10cm über dem Boden waagerecht durch die Altgrasbestände fahren, nach ca. 5 Minuten fertig.) Gemähtes von der Fläche runterholen.
  • nicht tiefer als 10 cm schneiden, mit dem normalen Rasenmäher zumindest die höchste Stufe von z.B. 7 cm wählen.
  • weder düngen noch spritzen
  • Das Schnittgut 1-3 Tage, mindestens jedoch einige Stunden auf der Wiese liegen lassen, damit die überlebenden Heuschrecken das Mahdgut verlassen und nicht abtransportiert werden.

Gartenpflege für Heuschrecken

Weiterführende Literatur:

Unbedingt empfehlenswert ist die Schweizer Seite www.orthoptera.ch - dort gibt es ein umfangreiches Heuschrecken-Wiki zu den Arten. Mit Audiodateien.

Die ausführlichste Anleitung zur Förderung der Heuschrecken im Naturschutz befindet sich auf der Seite www.biodivers.ch auf der Plattform Naturförderung und dort in der Artengruppe Heuschrecken.

Sehr schön und mit mehr Angaben zur Ernährung sind auch die Artenportraits auf www.deutschlands-natur.de - mit Verbreitungskarten.

Zum Thema Wiese und Mahd ist aktuell ein Heft des Naturgarten e.V. erschienen: Wiesen. Ihre Natur, Pflege, Tiere und Säume.

Zum Thema Beweidung und Biodiversität ist die Initiative "naturnahe Weidelandschaften" von Alois Kapfer und Herbert Nickel zu nennen.

Es gibt außerdem eine Reihe von Bestimmungsbüchern für Heuschrecken, zum Beispiel von Heiko Bellmann.

Schöne kurze Einführungen in das Thema Heuschrecken finden sich auch auf der Homepage des NABU.

Die rheinland-pfälzische Seite arteninfo.net bietet kurze Steckbriefe, für manche Gruppen Bestimmungsschlüssel und eine Literaturübersicht.