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Die Wilden und die Starken

Besonders viele Wildbienen leben in Städten und Dörfern nicht in Gärten, sondern auf Brachflächen. Auf diesen Ruderalflächen gibt es offenen Boden zum Nisten und eine große Vielfalt wuchsstarker Wildblumen mit vielen Samen und starkem Wurzelgeflecht.

Auch an Wegrändern und vor Hecken wachsen diese starken Wildblumen. Dieser Standort heißt Saum, weil er wie ein Streifen den Weg säumt.

Für wilde Gartenecken ist ein solcher Saum unbedingt zu empfehlen. Er lässt sich säen oder pflanzen. Sowohl Wildbienenarten als auch Schmetterlingsarten sind auf diesen Lebensraum angewiesen.

Der Saum "Rainfarn und Begleiter" - mit robusten Stauden Wildbienen fördern

Das Vorbild des Moduls "Rainfarn und Begleiter" - Wegrand beim NSG Rosengarten Gundersheim

Ruderalflora für Wildbienen - das Vorbild der gesäten Saum-Mischungen

Feldversuch Mischung 13 von Syringa versus Schmetterlings- und Wildbienensaum von Rieger-Hofmann

Einkaufsliste für den Blumensaum "Rainfarn und Begleiter":

  • 2 Schafgarbe (Achillea millefolium, ausläuferbildend)
  • 1 Schwarznessel (Ballota nigra)
  • 1 Ackerglockenblume (Campanula rapunculoides, ausläuferbildend)
  • 1 Flockenblume (Centaurea scabiosa (sehr trocken) od.C. jacea (mäßig trocken))
  • 1 Wegwarte (Cichorium intybus)
  • 2 Mannstreu (Eryngium campestre (sehr trocken) od. E.planum (mäßig trocken))
  • 1 Sichelmöhre (Falcaria vulgaris)*
  • 1 Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • 2 weiße Taubnessel (Lamium album)
  • 1 Luzerne (Medicago sativa)**
  • 1 Bitterkraut (Picris hieracioides)
  • 2 Oregano (Origanum vulgare)
  • 1 Lichtnelke (Silene alba/latifolia)*
  • 1 Rainfarn (Tanacetum vulgare)   
  • Optional: Nach Belieben Einzelsaatgut hinzufügen von: Natternkopf (Echium vulgare), Resede (Reseda lutea/luteola), wilder Möhre (Daucus carota), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Königskerze (Verbascum densiflorum) und Ochsenzunge (Anchusa officinalis)                  
  • * Sichelmöhre und Lichtnelke sind für Käfer und Nachtfalter, weniger für Wildbienen gedacht.
  • ** Luzerne ist keine heimische Wildpflanze, sondern eine Kulturpflanze. Die rheinhessischen Wegränder bereichert sie, doch kann sie aufgrund ihrer Konkurrenzkraft neben mageren oder Naturschutzflächen ein Risiko darstellen. An solchen Standorten ist alternativ der Sichelklee (Madicago falcata) oder an frisch-feuchten Standorten der Rotklee (Trifolium pratense) zu empfehlen.

Weitere Informationen zu den wilden und starken Wildbienenpflanzen und dem Saum "Rainfarn und Begleiter"

Viele für Wildbienen besonders wertvolle Pflanzen sind es gewohnt, nach sich selbst zu schauen: Sie behaupten ihren Standort durch ein starkes Wurzelgeflecht oder suchen sich mit hunderten Samen immer wieder ein neues freies Plätzchen im Garten. Der Wuchs kann je nach Standort bis 1,5 Meter hinauf reichen - einzelne Distelblüten sah ich auch schon in 3 Metern Höhe schweben.

Auf  - gerne auch verdichtetem - Bauschotter und Recyclingmaterial können solche Pflanzengesellschaften recht langlebig sein, auf fettem Lehm übernehmen hingegen gerne Bäume und Sträucher ihren Platz. Diese Pflanzen lassen sich wahlweise als Pflanze im Topf oder als Saatgut kaufen. Das natürliche Vorbild sind die Wegränder und die Brachflächen, die Güterbahnhöfe oder das Bauerwartungsland. Solche brachliegenden Standorte nennt man "Ruderalfläche" und die Pflanzen darauf "Ruderalflora". Nachdem ich seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe solcher Flächen lebe kann ich sagen: Sie begeistern. Die Fülle der Wildbienenarten und ihre schiere Stückzahl sind immens. Es kommen wahrscheinlich mehr Wildbienenarten für Ruderalflächen in die Stadt geflogen als für Gärten und Parks. Ein Stückchen Ruderalfläche in den Garten zu integrieren ist folglich ein vielversprechender Ansatz, um die Artenvielfalt der Wildbienen im Garten zu erhöhen.

Der Beetentwurf "Rainfarn und Begleiter" ist den Wegrändern Rheinhessens nachempfunden und wächst traditionell auf Lehm, der im Sommer knochentrocken und steinhart ist. Doch auch sandige Böden werden vertragen.

Säen oder pflanzen?

Es gibt einige Samenmischungen, welche auf Pflanzen der Ruderalflora basieren. Der Charakter der Ansaaten (z.B. "Schmetterlings- und Wildbienensaum" "Bunter Saum" (Rieger-Hofmann), "Blumenhecke Sylphe" "Trockene Saummischung" (Hof-Berggarten) ist wild, bunt, hoch, chaotisch und dynamisch. Die Wuchshöhe ist über 1m und der Schwerpunkt liegt bei den kurzlebigen Pflanzen. Der Artenreichtum der Mischungen ist hoch, doch welche Arten davon keimen und sich durchsetzen werden, lässt sich nicht vorhersagen. Samenmischungen eignen sich besonders für große Flächen.

Das Modul "Rainfarn und Begleiter" ist eine Alternative für Menschen, die ganz oder überwiegend getopfte Jungpflanzen verwenden möchten, anstatt zu säen. Der Schwerpunkt des Entwurfs liegt bei den langlebigen Pflanzen. Die Wuchshöhe dürfte meist niedriger als 1m sein. Der Entwurf enthält weniger unterschiedliche Pflanzenarten als die Samenmischungen. Dafür kann man bestimmen, dass exakt die Pflanzen der Einkaufsliste nachher auch dort wachsen. Der Wert für Wildbienen und Schmetterlinge ist ebenfalls recht hoch.Der Entwurf ist bereits ab 3m² zu empfehlen.

Mischformen zwischen Samenmischung und gepflanztem Modul sind möglich: Man kann zwischen den gekauften oder selbst herangezogenen Jungpflanzen Einzelsaatgut ausbringen, oder die Pflanzen der Einkaufsliste mit 2 Stück/m² in eine Saumansaat integrieren.

Pflegeaufwand der Ansaat: 1 Rückschnitt/Jahr, dabei einen Teil der Fläche stehen lassen, ggf. Schröpfschnitt 6 Wochen nach Ansaat. Nur langlebig, wenn zuverlässig alle Keimlinge von Büschen und Bäumen gejätet werden, oder ein sehr schottriger Untergrund gewählt wird.

Pflegeaufwand für "Rainfarn und Begleiter": Rückschnitt mit Augenmaß 1x/Jahr oder seltener. Langlebig und artenreich, wenn alle Keimlinge von Büschen und Bäumen zuverlässig gejätet werden (siehe "Jungpflanzen bestimmen") und die schwächeren Blumen von den Sämlingen und Ausläufern der stärkeren Blumen hin und wieder befreit werden (ca. 2-4 Pflegetermine pro Jahr). Wegwarte und Bitterkraut müssen sich aussäen dürfen.

Für wilde Ecken ohne Gehölzkeimlinge.

Möglichst vollsonnig, mindestens 09:00-15:00 Sonne im Sommerhalbjahr. Verträgt alle Böden, die nicht staunass sind. Sehr gut trockenheitsverträglich.