In Deutschland gibt es derzeit ca. 85 Heuschreckenarten – und glücklicherweise sind weniger als die Hälfte vom Aussterben bedroht. Da es viele Arten heiß und vertrocknet mögen, können sie sich durch den Klimawandel sogar weiter nach Norden ausbreiten. Die bedrohten Arten hingegen sind in Deutschland dabei, ihre Naturräume und extensiven Kulturlandschaften zu verlieren.
Natürlich wird man im Garten eher die häufigeren Arten von Langfühlerschrecken, Kurzfühlerschrecken und Grillen zu sehen bekommen. In naturnahen Gärten sind zum Beispiel 4-8 verschiedene Arten eine realistische Größenordnung. Trotzdem wird es nicht langweilig, denn gerade bei den Grashüpfern bringt jedes Exemplar seine individuelle Färbung und Körperzeichnung mit. Und vor allem: Das Zirpen bringt das Gefühl von Sommer in den Garten. Die tollen Sprünge erfreuen Herz und Auge – gerade auch bei Kindern.
Dafür braucht man Wiese, nackte Bodenstellen und ein paar Gehölze. Die einzelnen Pflanzenarten sind nicht so wichtig. Hauptsache das Ganze wird mosaikartig gepflegt, immer mal wieder gemäht für Licht und Wärme, immer etwas Stehen gelassen für Nahrung, Eiablage und Deckung.
Faszination Heuschrecke – Aug‘ in Auge
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Erstaunlich menschlich - manche Strukturen sehen wie Nase, Mund oder Pupille aus.
...in Wirklichkeit natürlich Facettenauge und ein Mund weit unterhalb des Querstrichs...aber schön ist er trotzdem! Guntersblum, Garten, 11.8.23
Würden Sie als Vogel sich trauen, diesen bärtigen Mann mit Stoßzähnen aufzupicken?
Chorthippus cf brunneus, Guntersblum, Garten, 17.8.23
Ein Lächeln im Gesicht - der Braune Grashüpfer
Chorthippus cf brunneus, Guntersblum, Garten 2021
Auch von oben ein ausdrucksstarkes Gesicht - die Dornschrecke
Tetrix spec, Guntersblum, Garten, 13.8.23
Ein Sonnenbad auf der Trockenmauer - Grashüpfer und Eidechse wissen das beide zu schätzen.
Chorthippus cf brunneus, Guntersblum, Garten, 03.09.2021
Wie der Name Grashüpfer vermuten lässt, werden Wiesen mit höheren Stängeln bevorzugt, um daran zu sitzen, und bei Bedarf von einem zum andern zu hüpfen.
Chorthippus pseudoparallelus, Guntersblum, Garten, 11.7.21
Im April geht es los mit den ersten Nymphen - sie sehen schon ganz fertig aus, winzig klein, mit langen Fühlern, aber noch keinen Flügeln.
Langfühlerschrecke, Guntersblum, Garten, 11.4.22
Aug in Auge auf der Blume - ein junger Gemeiner Grashüpfer wagt sich aus der Deckung. Garten in der Bretagne, 25.07.2024
Note im Fach Tarnung: sehr gut.
Chorthippus cf brunneus, Guntersblum, Garten, 17.8.23
Note im Fach Tarnung: Da muss wohl eine junge Schwertschrecke das Schuljahr wiederholen 😉
Conocephalus fuscus, Guntersblum, Garten, 17.8.23
Selten kommen auch weinrote Jungtiere vor. Besonders die Biguttulus-Gruppe ist für ungewöhnliche Farben bekannt.
Chorthippus cf biguttulus, Guntersblum, Garten, 10.7.23
Flügespannweite? Langweilig. Schau Dir mal meine Fühlerspannweite an 😉
Conocephalus fuscus, Guntersblum, Garten, 25.9.23
Schwertschrecken-Baby nuckelt am Fühler...
Conocephalus fuscus, Guntersblum, 11.8.23
...aber auch ältere Individuen ziehen den Fühler durch den Mund. Das putzt das sensible Sinnesorgan.
Conocephalus fuscus, Guntersblum, Garten, 10.8.23
Alles im Blick, ohne gesehen zu werden - das Weinhähnchen ist besonders unscheinbar in der Gestalt, aber am auffälligsten im Gesang.
Oecanthus pellucens, Guntersblum, Garten, 23.8.21
Keine Heu- sondern eine Fangschrecke: die Gottesanbeterin ist eine enge Verwandte der Heuschrecke und wird in deutschen Gärten immer häufiger.
Mantis religiosa, Aulheimer Tal, 27.8.22
Wusstest Du schon, dass…?
- Viele Arten, aber nicht alle, Zirpen/singen? Mit den Hinterbeinen? Oft auch die Damen?
- Dass die Ohren in den Beinen sitzen und Richtungshören ermöglichen?
- Dass jede Art ihren charakteristischen Gesang hat? Aber nicht alle Arten singen?
- Dass Männchen vieler Arten Balzgesänge, gar im Wechselgesang, anstimmen und Balzverhalten zeigen, damit ein Weibchen sie erwählt?
- Dass aus dem Ei Grashüpfer schlüpfen, die auch schon so aussehen, und sich nur noch mehrmals häuten um erwachsen zu werden?
- Dass viele Heuschrecken – vor allem Langfühlerschrecken – Insekten fressen, zum Beispiel Blattläuse?
- Dass weibliche Heuschrecken mit ihrem Legebohrer tief in die Erde eindringen können?
- Dass es Heuschrecken gibt, die kleiner als ein Zentimeter sind?
- Zur Verwandtschaft Arten gehören, die in Ameisenbauten leben?
Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der spannenden Fakten, die es im Reich der Heuschrecken zu entdecken gibt.