Rund um die Nisthilfe – Pollen für Wildbienenmütter

Stell Dir vor, Du bist ein Koala, und alle würden versuchen, Dich mit Karotten zu füttern… So oder so ähnlich geht es den in Nisthilfen siedelnden Wildbienen. Was Viele nicht wissen: In Wildbienenhotels nisten zahlreiche Nahrungsspezialistinnen. Nur zwei häufige Wildbienenarten des Frühjahrs werden dank Alleebäumen „einfach so“ satt. Der Rest der gut 20-30 von Witt und Westrich gelisteten Wildbienenarten zieht in die Nisthilfe nur ein, wenn es in der Nähe ihre bevorzugten Wildblumen gibt. Schon lange wachsen diese nicht mehr „einfach so überall“ sondern müssen angepflanzt werden.

Mit 13 unkomplizierten Blumenarten sind über 20 Wildbienenarten in Röhren, Bohrlöchern und markhaltigen Stängeln mit passendem Pollen bedient. Jeder Quadratmeter zählt – je mehr Du pflanzt und pflegst umso besser, denn die benötigten Pollenmengen sind riesig. Es wäre so toll, endlich fachgerechte Nisthilfen mit fachgerechter Bepflanzung darunter zu sehen – mach den Anfang und genieße eine summende Vielfalt bis in den Herbst!

Rund um die Nisthilfe – die Pflanzpläne

Die Pflanzen des Nisthilfenbeetes

So sehen die Nisthilfen-Bewohnerinnen aus

Diese Bildergalerie zeigt Wildbienenarten, die in Bohrlöchern, Röhrchen oder auch in markhaltigen Stängeln nisten – das sind die Wildbienenarten, die sich mit Wildbienenhäusern ansiedeln lassen.

Wildbienen-Nisthilfen sind für zahlreiche Wespenarten interessant. Allerhöchstens die Hausfeldwespe zeigt Verteidigungsverhalten (und lässt sich verhindern, indem die Nisthilfe lückenlos befüllt wird). Die allermeisten hier gezeigten Wespen besitzen sogar keinen Stachel, sie leben als alleinerziehende Mütter und sind mit ihrem Jagd- und Bauverhalten oder mit ihren metallischen Farben echte Hingucker.

Auch einige andere Tierarten zeigen Interesse an den Nisthilfen, sei es um Beute zu machen, Nahrung einzusammeln oder die Wildbienenbrut zu befallen.

Einkaufsliste für 1,3 Quadratmeter – 12 Pflanzen plus Zwiebeln

  • 1 Rundblättr. Glockenblume (Campanula rotundifolia) für: Glockenblumen-Scherenbienen, Blattschneiderbiene
  • 1 Hornklee (Lotus corniculatus) für: Blattschneiderbienen, Mauerbienen
  • 1 Esparsette (Onobrychis viciifolia) für die Platterbsen-Mörtelbiene
  • 1 Katzenminze (Nepeta faassenii z.B. Walkers Low)* für: Mauerbienen, Garten-Wollbienen
  • 1 Wiesensalbei (Salvia pratensis) für Mauerbienen
  • 1 Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) für: die Hahnenfuß-Scherenbiene
  • 1 Flachblättr. Mannstreu (Eryngium campestre – gerne auch als Sorte) für: Maskenbienen, solitäre Wespen
  • 1 Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) für: Löcherbienen, Maskenbienen
  • 1 Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) für: Blattschneiderbienen, Mauerbienen, Löcherbienen, Maskenbienen
  • 1 Natternkopf (Echium vulgare) für: die Natternkopf-Mauerbiene
  • 1 Nachtviole (Hesperis matronalis) für die Schöterich-Mauerbiene oder den Aurorafalter
  • 1 Resede (z.B. Reseda lutea) für Maskenbienen und solitäre Wespen
  • zusätzlich 1 Packung (10 Stück) Zwiebeln des Kugellauchs (Allium sphaerocephalon) für die Lauch-Maskenbiene
  • nach Wunsch 1 Packung Blaustern (Scilla) (10 Stück) für die Gehörnte Mauerbiene

Wenn nur 1 Quadratmeter möglich ist, oder Du 1 Quadratmeter multiplizieren willst, kannst Du am ehesten auf den Wiesensalbei, die Esparsette und die Resede verzichten und den Quadratmeter mit den verbliebenen 9 Blumen bepflanzen. Dadurch geht Dir nur eine Art (die Reseden-Maskenbiene) ganz verloren.

Die Einkaufsliste für 2 Quadratmeter – 18 Pflanzen plus Zwiebeln 

  • 4 Rundblättr. Glockenblume (Campanula rotundifolia) für: Glockenblumen-Scherenbienen, Blattschneiderbiene
  • 4 Hornklee (Lotus corniculatus) für: Blattschneiderbienen, Mauerbienen
  • 1 Esparsette (Onobrychis viciifolia) für die Platterbsen-Mörtelbiene
  • 1 Katzenminze (Nepeta faassenii z.B. Walkers Low)* für: Mauerbienen, Garten-Wollbienen
  • 1 Wiesensalbei (Salvia pratensis) für Mauerbienen
  • 1 Knolliger Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) für: die Hahnenfuß-Scherenbiene
  • 1 Flachblättr. Mannstreu (Eryngium campestre – gerne auch als Sorte) für: Maskenbienen, solitäre Wespen
  • 1 Ochsenauge (Buphthalmum salicifolium) für: Löcherbienen, Maskenbienen
  • 1 Wiesenflockenblume (Centaurea jacea) für: Blattschneiderbienen, Mauerbienen, Löcherbienen, Maskenbienen
  • 1 Natternkopf (Echium vulgare) für: die Natternkopf-Mauerbiene
  • 1 Nachtviole (Hesperis matronalis) für die Schöterich-Mauerbiene oder den Aurorafalter
  • 1 Resede (z.B. Reseda lutea) für Maskenbienen und solitäre Wespen
  • zusätzlich 1 Packung Zwiebeln des Kugellauchs (Allium sphaerocephalon, z.B.10 Stück) für die Lauch-Maskenbiene
  • nach Wunsch 1 Packung Blaustern (Scilla, z.B. 10 Stück) und 1 Packung Traubenhyazinthe (Muscari, z.B. 10 Stück) für die Gehörnte Mauerbiene

Die benötigten Pollenmengen pro Brutzelle sind enorm und können ein Dutzend bis über hundert Sammelflüge erfordern. Besonders von den kleinen Pflanzen wie rundblättrige Glockenblume, Hornklee oder auch Hahnenfuß, typischerweise mit weniger als 100 Blüten pro Pflanze, benötigen die Wildbienen viele Exemplare, um genug Pollen zu bekommen. Daher setzt der Entwurf einen Akzent bei Glockenblume und Hornklee.

Weitere Informationen zum Beet „Rund um die Nisthilfe“

Blütezeit: Mai bis November, mit Blaustern und Traubenhyazinthe März bis November.

Gut für: Eine hohe Artenvielfalt an der Nisthilfe. Denn nur die Gehörnte und die Rostrote Mauerbiene finden ganz ohne Hilfe genug Nahrung. Alle anderen Arten, die Nisthilfen besiedeln, benötigen genau die Pflanzen dieses Beetes oder, falls sie nicht verfügbar sind, ersatzweise sehr ähnliche Pflanzen aus dem „Pflanzenplaner“. Die Nahrungsspezialisten werden es Dir danken! Nur mit Pflanzen für Nahrungsspezialisten neben der Nisthilfe kann man viele Arten überhaupt erst anlocken, beobachten und etwas über ihre Bedürfnisse lernen.

Charakter: bunt, wie ein Wiesenblumenstrauß.

Beetvorbereitung: Entferne alles Unkraut mit Wurzeln. Fasse das Beet mit einer Wurzelsperre (Beetrandfolie etc., tief genug eingegraben) ein, falls es von wüchsigen Gräsern umgeben ist. Wenn es ein gut drainiertes Magerbeet werden soll, kannst Du 10-30 cm 0-32 Schotter/Sandgemisch aufschütten und mit einer Reihe Stein oder Holz einfassen. Alle Pflanzen wachsen aber auch bestens im normalen Gartenboden der Beispielgärten.

Balkongeeignet. Für Anfänger geeignet. Für Flächen bis 10 Quadratmeter multipliziert man den 2 Quadratmeter Entwurf entsprechend. Stehen größere Flächen als 10 Quadratmeter zur Verfügung, sollten dort andere Wildbienenbeete ihren Platz finden. Die Einkaufsliste kann auch in bestehende Beete in Lücken gepflanzt werden.

Pflegeaufwand: 1-2 Rückschnitte/Jahr, im ersten Sommer und in extremen Hitzewochen ggf. gießen, ca. 1-4x Jäten im Jahr, Dauer jeweils ca. 15 Min. (vorausgesetzt Unkräuter werden frühzeitig erkannt und mit Wurzel beseitigt). Jäte schwere Böden nach dem Regen, oder wässere sie vorher durchdringend. Der Natternkopf ist nur zweijährig, die Resede ist 2-4jährig. Erlaube diesen Pflanzen, ihre Samen zu verstreuen, um für Nachkommen zu sorgen.

Durchgeplant hinsichtlich: Nahrung für jede typische Wildbienenart an Holz, Ton, Röhrchen und markhaltigen Nisthilfen. Anhand der Literatur der Wildbienenexperten Paul Westrich und Rolf Witt auf Vollständigkeit überprüft. Durchgeplant auch hinsichtlich Standort, Konkurrenzkraft, Ästhetik und Blütezeit.

Achtung: Die tatsächlich benötigten Pollenmengen für den Nachwuchs in Nisthilfen ist riesig. Gottseidank wissen die meisten Wildbienen nicht, dass weniger als 10 Pflanzen pro Gattung definitiv zu wenig sind und fliegen auch für 1 Pflanze herbei 😉 und zweitens sind 10 Pflanzen einer Gattung manchmal schon mehr, als in ganzen Naturschutzgebieten noch wachsen! Auch wenn 1 Quadratmeter in erster Linie etwas fürs Naturerleben und weniger für den Populationserhalt ist: Es ist ein Quadratmeter mehr, und der zählt 🙂

Diese Pflanzen lieben es sonnig, eher trocken und eher mager. Sie sind unkompliziert und breit anpassungsfähig.

Bezugsquellen finden sich in der Linksammlung der Homepage. Und noch mehr Fotos der Wildbienenarten und ihrer Pflanzen gibt es in der Rubrik „Schnell und einfach“.

Diese Pflanzen sind absolut wichtig für Nisthilfen, die der Umweltbildung dienen: Denn die Tier-Pflanzen-Beziehungen sind der wichtigste Aspekt, der sich lernen lässt! Die Mehrzahl der Insektenarten weltweit benötigt für den Nachwuchs spezielle Nahrung!

Empfohlene/verwendete Literatur: www.wildbienen.info – Rubrik Artenschutz von Paul Westrich und „Bestimmungshilfe Bienen&Wespen in Nisthilfen“ von Rolf Witt. 

Exkurs Nisthilfen in der freien Landschaft

Viele Nisthilfen befinden sich außerhalb des Ortsschilds, in der sogenannten freien Landschaft. Dort dürfen nur regionale Genotypen von Blumen angepflanzt oder gesät werden, das Stichwort lautet autochton. Denn die Botaniker fürchten sich davor, dass gekaufte Pflanzen sich mit den letzten noch vorhandenen Wildblumen des Standorts kreuzen und es zu einer Florenverfälschung kommt. Dann gäbe es nach ein paar Pflanzengenerationen keine Sicherheit mehr, ob das was da wächst überhaupt noch unter den Naturschutz fällt, denn zu schützen sind nur die wilden Vorkommen  – so die momentane Naturschutz-Logik. Ob es für die Insekten gefährlicher ist, keine Glockenblumen zu finden oder gebietsfremde Glockenblumen zu finden, ist hochumstritten. So möchte ich zum Beispiel vorschlagen, außerorts auf jeden Fall auf Katzenminze und Esparsette zu verzichten, die eine ist eine Kulturform, die andere kreuzt sich in die Sand-Esparsette ein.

Außerorts ist politisches Geschick gefragt: Möchtest Du für eine Landschaftspflege eintreten, die Wildblumen besser pflegt und gar nichts pflanzen? Suchst Du den Kontakt zur unteren Naturschutzbehörde, was sowohl sehr fruchtbar, als auch sehr erschöpfend sein kann, um zu erfahren, was erwünscht ist? Kaufst Du Saatgut vom VWW (siehe Linksammlung) und ziehst die Jungpflanzen selbst heran, um zumindest die Vorgabe der Ursprungsgebiete zu erfüllen? Suchst Du Spenderflächen z.B. von Naturschutzvereinen und überträgst das Mahdgut? In jedem Fall: Bleib zuversichtlich und werde kreativ!