Gartengestaltung für Zikaden

Zikaden im Garten zu fördern ist anspruchsvoller als Wanzen zu fördern. Die große Artenvielfalt dieser Gruppe hat sich an den Lebensraum extensive Viehweide gebunden. Das Weidevieh sorgt für offene Bodenstellen durch Tritt. Es frisst den Bewuchs herunter, so dass Licht bis auf den Boden durchdringt. Flächig wird die Wiese abgemagert durch Entnahme von Grünzeug, punktuell wird der Nährstoffgehalt durch Dung erhöht. Anders als beim Mähen haben beim Beweiden täglich nur wenige Wirtspflanzen-Exemplare das Pech abrasiert zu werden. Dies ist sehr wichtig, da Zikadenlarven ausgesprochen schlecht darin sind, vor einem Mähwerk zu fliehen. Beim Beweiden entsteht ein diverses Höhenprofil des Bewuchses mit einem ebenso diversen Mikroklima. Die Ansprüche der Zikaden überschneiden sich somit wesentlich mit den Ansprüchen der Heuschrecken im Garten. Daher ist der Beitrag “Grashüpfer fördern” ein guter Einstieg in das Thema der Förderung von Zikaden.

Am häufigsten lassen sich im Garten meist die Wiesenschaumzikaden und ihr “Kuckucksspeichel” an den Pflanzen beobachten.

Der ursprüngliche Lebensraum – die halboffene Weidelandschaft – ist so sehr vom Aussterben betroffen, dass Liebhaber der Zikaden von großer Sorge erfüllt sind. Ausnahmsweise zitiere ich direkt: “Die aktuelle Gefährdungseinschätzung der Roten Liste gefährdeter Biotoptypen Deutschlands 2017 weist für 78% der eher feuchten Grünlandbiotope (wie z.B. artenreiches Feuchtgrünland) und für 85% der eher trockenen Grünlandbiotope (wie z.B. viele Halbtrocken- und Trockenrasen) eine Gefährdung aus. Mehr als ein Viertel dieser trockenen Grünlandbiotope mussten der höchsten Rote Liste Kategorie zugeordnet werden und sind damit akut von vollständiger Vernichtung bedroht.” (Quelle: Presseinformation der BfN vom 31.5.2017). Immer weniger Menschen sind bereit oder in der Lage, Grünland extensiv zu beweiden, so dass die Flächen entweder intensiviert oder aufgegeben werden. Dies geschieht nicht nur in Deutschland, sondern auch in den letzten Refugien wie z.B. in Rumänien.

Solltest Du Dich vor diesem traurigen Hintergrund sich in der freien Landschaft engagieren wollen, so gibt es mit dem Verein für naturnahe Weidelandschaften e.V. und der Heinz-Sielmann-Stiftung zwei recht zielgenaue Naturschutzinitiativen, desweiteren unterstützt die Organisation Bioboden kleinere naturnahe Bauernhöfe. Fast alle anderen Naturschutzverbände und Vereine erhalten ebenfalls artenreiches Grünland.

Im eigenen Garten schadet es nicht, für alle Fälle die Wirtspflanzen anzupflanzen. Die krautigen Pflanzen gehören dabei optimalerweise in eine magere, trockene Blumenwiese, die wenig betreten und nur jährlich oder nur abschnittsweise gemäht wird. Die Gehölze können – ähnlich wie für Vögel und Wanzen – wieder als Hecke oder Insel angeordnet werden. Die Pflanzenarten sind im Wesentlichen die selben, die für Wildbienen – siehe “Wildbienenpflanzen wählen” und für Käfer – siehe “Käfer fördern” benötigt werden.

Weiterführende Literatur bzw. Quellen

Zu Zikaden gibt es im Internet wenige Seiten, welche diese Tiergruppe in den Mittelpunkt stellen. Eine Ausnahme ist die Seite des Zikaden-Forschers Herbert Nickel.

Hier geht’s weiter: Lerne Schwebfliegen und andere Insekten aus der riesigen Welt der Zweiflügler kennen.