Kurze Antworten auf wichtige Fragen rund um Wildbienen.

Was sind Wildbienen?

Weltweit gibt es mehr als 20.000 Bienenarten. Innerhalb der Klasse der Insekten gehören die Bienen zur Ordnung der Hautflügler, weil sie  4 dünnhäutige Flügel besitzen. Nur 8-10 Bienenarten sind Honigbienen und produzieren Honig. Alle anderen über 20.000 Bienenarten sind Wildbienen. Somit gehören auch sämtliche Hummeln zu den Wildbienen.

Wildbienen verstecken das kleine hintere Flügelpaar so gut unter den Vorderflügeln, dass nur zwei Flügel zu sehen sind.
Honigbienen sind unterschiedlich haarig und verschieden gefärbt. Am besten erkennst Du sie an den dicken Beinen.

Was sind Kuckucksbienen?

Kuckucksbienen sind Wildbienen, die keinen Pollen sammeln und keine Nester bauen. Sie dringen in die Nester ihrer Wirtsarten ein und legen ihre Eier dort in die Brutzellen. Die Larve der Kuckucksbiene tötet die Larve der Wirtsbiene und frisst ihren Proviant auf. Es gibt auch Kuckuckshummeln.

Kuckucksbienen verbringen viel Zeit an den Nisthabitaten oder verfolgen unauffällig die Wirtsbienen.
Kuckuckshummeln sind besonders fette Brummer. Mit Körperkraft und Täuschung dringen sie bis zur Königin vor, töten sie und versklaven die Arbeiterinnen.

Wie sehen Wildbienen aus?

Wie Hummeln, wie kleine Honigbienen, wie kleine Wespen, wie fliegende Ameisen. Viele Wildbienen sind so klein oder unscheinbar, dass die meisten Menschen sie gar nicht bemerken. Es gibt Wildbienen mit Pelz und ohne Pelz. Es gibt Wildbienen die einfarbig sind und solche mit Flecken und Streifen. Es gibt Wildbienen mit matter und mit glänzender Oberfläche. Es gibt rundliche und schlanke Arten. Der Körper der Wildbienen ist schwarz, rehbraun, dunkelbraun, metallisch schimmernd, orange, rostrot, rostbraun, mit weißen und gelben Bestandteilen. Die meisten Wildbienen haben schwarze Augen. Es gibt aber auch Arten mit rotbraunen Augen, grünen Augen oder sogar bläuliche Augenfarben. Es gibt Wildbienen mit dunklen und solche mit hellfarbenen Augen. Männchen und Weibchen können verschiedene Muster und verschiedene Augenfarben aufweisen.

Schöne grüne Augen und roter Pelz, das ist das Männchen der Natternkopf-Mauerbiene.
Das Weibchen der Natternkopf-Mauerbiene sieht ganz anders aus, blasser und mit dunkleren Augen.

Wie groß sind Wildbienen?

Die kleinsten Wildbienen in Deutschland sind ca. 4mm groß, das ist in etwa vergleichbar mit einer Ameise. Die größten Wildbienen in Deutschland erreichen ca. 3 cm.

Die Steppenbiene ist nur wenige Millimeter groß.
Die Blauschwarze Holzbiene ist mehrere Zentimeter groß.

Wie lassen sich Wildbienen, Fliegen und Wespen voneinander unterscheiden?

Insekten mit Pollen an den Beinen oder dem Bauch sind immer Wildbienenweibchen. Fliegen erkennt man daran, dass sie scheinbar keine Fühler haben, auch wenn sie ansonsten Wildbienen oder Hummeln sehr ähneln können. Wespen sind fast immer ohne jegliche Haare und haben eine besonders schlanke „Wespentaille“. Manche Wildbienenarten und Wespenarten kann man nur mit einem Bestimmungsbuch unterscheiden. Anfänger halten außerdem viele Wildbienen für kleine Mücken und Ameisen, weil sie so winzig und schwarz sind. Nicht nur Wildbienen, sondern auch Fliegen und Wespen sitzen auf Blüten und saugen Nektar daran.

Dicke Haare an Bauch oder Bein – Wildbiene
Große Augen, winzige Fühler – Fliege
Schlanke Taille, kaum Haare – meistens eine Wespe

Was essen und trinken Wildbienen?

Die Larven der Wildbienen essen Pollen und Nektar, die Larven der Schenkelbienen essen außerdem Blütenöl. Nektar ist ein Gemisch aus Wasser und Zucker. Die meisten Blumen bieten Nektar an (manche nur vormittags) um Bienen, Fliegen, Wespen und Schmetterlinge anzulocken. Manche Blumen wie z.B. Rosenbüsche haben nur Pollen und keinen Nektar. Pollen nennt man die kleinen Körnchen in der Blüte, die aussehen wie bunter Staub. Sie sind dazu da, andere Blüten zu befruchten. Pollen ist sehr eiweißreich und enthält außerdem Vitamine und viele andere Nährstoffe. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die erwachsenen Wildbienen hauptsächlich von Nektar und essen zusätzlich etwas Pollen. Wildbienen trinken übrigens kein Wasser und benötigen keine Wasserstelle im Garten.

Um an den Nektar zu kommen, müssen die Wildbienen zum Grund des Blütenkelchs vordringen.
Die Weibchen sammeln Pollen als Proviant für den Nachwuchs. Oft ernten sie ihn mit den zangenartigen Mandibeln.

Was können Wildbienen wahrnehmen?

Wildbienen sehen Farben und Formen, zum Beispiel Blütenfarben und die Form von Bäumen. Durch den Aufbau der Augen können sie schnelle Bewegungen sehr gut sehen. Neben 2 vorne sitzenden Augen besitzen sie 3 weitere Augen oben auf dem Kopf. Wildbienen riechen und tasten mit ihren Fühlern. Sie können Geräusche als Vibration wahrnehmen. Manche für Honigbienen beschriebene Sinne dürften auch bei einigen Wildbienenarten vorliegen, beispielsweise Geschmackssinn für Zucker, Empfinden der Schwerkraft, Empfinden der Luftströmung, Wahrnehmung von Feuchte und Temperatur.

Die empfindlichen Fühler werden besonders oft und gründlich gereinigt. Auf dem Foto sind die Ocellen-Augen als Knubbel zu erkennen.

Wie ist der Lebenslauf einer Wildbiene?

Das Leben der Wildbiene beginnt als Ei. Das Ei liegt in einer Brutzelle, das ist ein enger Raum, den die Mutter der Wildbiene gebaut hat und dann das Ei und den Proviant hineinlegt. Aus dem Ei schlüpft eine kleine Larve. Sie sieht aus wie ein winziger weißer Wurm. Die Larve frisst den Proviant. Der Proviant ist ein Gemisch aus Pollen und Nektar, nur bei den Schenkelbienen gehört noch Blütenöl hinein. Dadurch wächst die Larve, bis sie fast so groß ist wie das Innere der Brutzelle. Dann verpuppt die Larve sich. In der Puppenhülle verwandelt sie sich Schritt für Schritt in eine ausgewachsene Wildbiene. Diese unfertige Wildbiene ist weiß wie Wachs. Erst kurz vor dem Schlüpfen verändert sich die Farbe, die Haare wachsen und die Flügel werden fertiggebildet. Bei den meisten Wildbienen dauert der Weg vom Ei bis zum Schlüpfen knapp ein Jahr.

Mauerbienen sehen mehr als 10 Monate des Jahres so aus.
Aus Larve und Puppe entwickelt sich diese Fluginsekten.

Wie lange leben Wildbienen?

Mit „leben“ meinen die meisten Menschen: „herumfliegen“. Nach dem Schlüpfen fliegen die meisten Wildbienen 4-8 Wochen herum, bevor sie sterben. Die Männchen fliegen normalerweise etwas früher und kürzer herum als die Weibchen. In der kurzen Lebenszeit müssen die Weibchen versuchen, so viele Brutzellen wie möglich mit Proviant und Ei anzulegen. Das ist sehr mühsam. Für ein einziges Ei müssen die Weibchen 2-50 mal zum Pollensammeln ausfliegen. Ein Weibchen schafft im Leben bestenfalls 40 Brutzellen fertig zu bauen, erdnistende Wildbienen weniger. Ein Teil der Brutzellen geht durch Schimmel und Fressfeinde verloren, ein weiterer Teil besteht aus Männchen – allerhöchstens 10 Eier wachsen somit erfolgreich zu Weibchen heran. Die kurze Lebenszeit der Wildbienen liegt im Frühling ab März, im Frühsommer und im Spätsommer. Viele Menschen denken, dass Blumen im Herbst für Wildbienen besonders wichtig sind. Das stimmt nicht. Denn im Herbst liegen die meisten Wildbienenarten bereits als Larve oder Puppe in ihren Brutzellen. Einige Wildbienenarten bilden zwei Generationen pro Jahr. Weitere Wildbienenarten überwintern als flugfähiges Insekt.

Fliegt kurz: die Glockenblumen-Sägehornbiene
Fliegt mit zwei Generationen pro Jahr: die Stahlblaue Mauerbiene
Überwintern und/oder fliegen monatelang: viele Schmalbienen

Was tun Wildbienen den Tag über?

Alle Wildbienen schlafen regelmäßig. Besonders bei schlechtem Wetter verharren sie regungslos an Pflanzen, in Blüten oder in Nestern und Verstecken.

Diese kleine Wollbiene ist eine echte Langschläferin. Vom Sturm überrascht verharrt sie regungslos bis zum nächsten Vormittag auf diesem Blatt.
Warten auf besseres Wetter. Bei Kälte, Wind und Regen kann man Wildbienen höchstens in ihren Nesteingängen beobachten.

Sobald die Flügel getrocknet sind oder die Sonne sie auf Flugtemperatur bringt, kann man sie beim „Bienen-Yoga“ beobachten. Danach folgt die kleine Morgentoilette – schließlich soll kein Pollenkorn die sensiblen Augen und Fühler bedecken.

Mit 6 Beinen und starken Mundwerkzeugen sind akrobatischere Putz-Nummern möglich als bei Mensch und Haustier.
Beim Rüssel- und Pelz-Putzen sehen die Wildbienen fast wie Kätzchen aus.

Während die meisten Weibchen zum Schlafen in ein Nest fliegen können, müssen die Männchen erfinderisch werden. Blüten sind begehrte Schlafplätze. Manche Arten bilden sogar Junggesellen-Schlafgemeinschaften.

Gemeinsam schläft man besser – ganz besonders in der Glockenblume.
Wohin, wenn man kein Nest hat?
Die Männchen mancher Wildbienenarten bilden nachts Schlafgemeinschaften.

Bei warmem Wetter verbringen Weibchen viel Zeit mit dem Nestbau. Mit Sorgfalt und Mühe sammeln die Weibchen das beste Baumaterial, das sie finden können – Pflanzenwolle und zerkaute Blätter vom Feinsten, Sand aus Nesteingängen, Harz vom Kiefernbaum. Auch der Nistplatz wird mit Bedacht gewählt. Er soll die Brut zuverlässig vor Nässe und Feinden schützen.

Die Gartenwollbiene sammelt Pflanzenhaar und fliegt diese Kugel dann zum Nest, um sie als Baumaterial zu verwenden.
Die Schöterich-Mauerbiene verarbeitet Blätter zu Pflanzenmörtel, um damit Brutzellen zu bauen.
Besonders faszinierend sind die Nester der Schneckenhausmauerbienen: Die Brutzellen werden in Schneckenhäusern gebaut, welche noch beklebt und zugedeckt werden.
Das Baumaterial wird platziert und in Form gebracht. Mundwerkzeuge und Beine bauen, die Fühler machen die Qualitätskontrolle.

Wildbienenweibchen sammeln so Einiges. Vor allem natürlich Pollen für die Brutzelle. Dieser wird meistens an Transport-Haaren, bei manchen Arten aber auch im Kropf transportiert. Viele Wildbienen sind auf bestimmte Pflanzenarten angewiesen, man nennt sie oligolektisch. Jeder Meter zählt: je kürzer die Distanz, umso mehr Nachkommen können verproviantiert werden. Nektar wird zur Eigenversorgung oder als Zugabe zum Pollen gesammelt.

Die winzige Lauch-Maskenbiene sammelt oligolektisch an Lauch. Sie würgt den Kropfinhalt aus Pollen und Nektar hervor, um ihn zu bearbeiten.
Die Erzfarbene Düstersandbiene robbt zur Pollenernte im Kreis, während sie mit den Beinen schaufelt. Nur polylektische Arten können den Wildrosenpollen verwerten.

Nicht nur ein gutes Auge für Qualität, auch akrobatische Turnübungen gehören zum Sammeln. Die Weibchen sammeln unter Lebensgefahr, denn auf zahlreichen Blüten warten Todfeinde.

Kleine Wildbienen vollbringen manchmal akrobatische Höchstleistungen bei der Pollenernte.
Der Blütenbesuch ist nicht ungefährlich. Diese Ackerhummel wurde von einer Krabbenspinne erbeutet, die ihr an der Blüte aufgelauerte.

Der Tagesablauf der Männchen kommt ganz ohne Sammeln oder Bauen aus. Genau genommen haben sie nur eins im Kopf… Oft schlüpfen sie schon Tage oder Wochen vor den Weibchen und warten dann sehnsüchtig am Nest. Andere Arten tragen Luftkämpfe aus, wieder andere Arten haben sich ein Revier erobert. Sie patroullieren an immer den gleichen, bei den Weibchen begehrten Blumen entlang und verteidigen sie gegen andere Insekten.

Dieses Männchen patroulliert ständig entlang der Katzenminze: Es hat ein Revier. Wann immer möglich, stürzt es sich auf Weibchen und Konkurrenten.
Ein Kopf-an-Kopf Flugkampf zwischen Natternkopf-Mauerbienen.

Weibchen gefunden, Pech gehabt: Begattete Weibchen wehren sich erfolgreich mit Mund-Kneifzangen, Hüftschwung oder Bein-Kick gegen die Bewerber. Auch Nebenbuhler und angreifende Ameisen gehören zur Tagesordnung.

Männchen treffen oft auf befruchtete Weibchen. Dieser hartnäckige Kandidat muss fürchten,von den Mandibeln seiner Angebeteten gekniffen zu werden.
Die Weibchen vieler Arten sind darauf bedacht, den Männchen aus dem Weg zu gehen, oder sie schnell abzuschütteln. Hier mit einem Purzelbaum.
Weibchen gefunden – oh weh, ein Nebenbuhler – das Weibchen wehrt sich auch noch und kneift mit den Mandibeln – Absturz – abwehrbereit wartet das Weibchen, aber sie kommen – in den nächsten Sekunden – nicht wieder.

Die eigentliche Paarung kann – je nach Art – Minuten bis Stunden dauern. Gepaart wird sich häufig am Nest oder auf den jeweiligen Lieblingsblumen.

Die Seidenbienen paaren sich auf ihrer Lieblingsblume Rainfarn. Nicht leicht, wenn gleichzeitig eine Ameise angreift.
Die Paarung der gehörnten Mauerbiene lässt sich im März eindrucksvoll beobachten. Das Paar verweilt besonders lange zusammen.

Leben Wildbienen als Volk zusammen wie die Honigbiene?

Nein, die meisten Wildbienen leben nach dem Schlüpfen ganz allein. Das betrifft alle Männchen, alle Kuckucksbienen und Kuckuckshummeln und die allermeisten nestbauenden Weibchen. Manchmal leben viele dieser Einzelgängerinnen dicht nebeneinander, zum Beispiel an Nisthilfen. Trotzdem baut jede Wildbiene für sich alleine. Einige wenige Wildbienenarten gibt es, bei denen mehrere Weibchen das gleiche Nest bewohnen, während jedes Weibchen die eigenen Brutzellen baut und versorgt. Einige Schmalbienenarten haben eine Königin, deren Töchter sind die Arbeiterinnen, die sich die Arbeit teilen. Viele Hummelarten bilden Staaten. Die Hummelkönigin überwintert und baut im Frühjahr ein Nest. Daraus schlüpft die erste Generation der Arbeiterinnen, welche weitere Arbeiterinnen, die männlichen Hummeln und die Jungköniginnen heranziehen, ohne selbst Eier zu legen. So sozial wie die Honigbiene lebt keine einzige Wildbienenart in Deutschland.

Alle zusammen und doch kein Schwarm: Wildbienen an Nisthilfen sind Einzelkämpfer.
In jedem der 100 Löcher dieser Nest-Aggregation nistet eine Seidenbiene. Jede ist eine alleinerziehende Mutter ohne Volk.

Wie viele Blumen brauchen Wildbienen?

Für ein einziges Ei benötigen sie Pollen von einigen Zehnern bis über 100 Einzelblüten. Das sind meist mehrere Pflanzen  – für ein einziges Ei einer einzigen Art. Für den Garten heißt das: Ein paar Blumen sind ein wichtiger und guter Anfang. Besser wäre es, wenn sich mehrere benachbarte Gärten verabreden, oder wenn zumindest der eigene Garten möglichst randvoll mit den „Lieblingsblumen“ der Wildbienen gefüllt wird.

Die Acker-Glockenblume (Campanula rapunculoides) bildet ihren mit Ausläufern große Bestände. Aus Wildbienensicht ist das ein Vorteil und Garant für ausreichend Blüten.

Was bestäuben Wildbienen?

Wildbienen bestäuben Obst, Gemüse, Kräuter, Futterpflanzen und Blumen. Sie sind neben den Honigbienen ganz besonders wichtig für die Bestäubung von Obst und Gemüse. Zahlreiche Wildpflanzen befinden sich in Ko-Evolution mit spezialisierten Wildbienenarten. Auf der Suche nach Nektar und Weibchen tragen auch die Wildbienenmännchen zur Bestäubung bei.

Die Malvegewächse machen es den Bestäubern nicht leicht. Nur die Malven-Langhornbiene kann die großen Pollenkörner ernten.
Wie Männchen bestäuben, ohne Pollen zu ernten, sieht man hier. Beim Blütenbesuch bleibt auf dem Weg zum Nektar versehentlich Pollen an den Haaren haften und wird zur nächsten Blüte gebracht.

Wie weit fliegen Wildbienen auf der Suche nach Pollen?

Wildbienen wählen die kürzeste Strecke, die zum Ziel führt – je weniger Flugzeit, umso mehr Brutzellen werden fertiggestellt und umso weniger Parasiten können in das unbeaufsichtigte Nest eindringen. Die meisten Arten – besonders die kleineren Wildbienen – fliegen nur wenige hundert Meter weit. In diesem Umkreis benötigen sie die richtigen Blumen, die richtigen Nistgelegenheiten und das richtige Baumaterial. Wildbienen benötigen daher vielseitig angelegte Gärten und kleinräumige, abwechslungsreiche Landschaften.

Kleinräumige Landschaften und Gärten ermöglichen es Wildbienen, auf kürzestem Weg zwischen Nest, Blume und Baumaterial hin und her zu wechseln.

Warum brauchen manche Wildbienen den Pollen von ganz bestimmten Pflanzenfamilien?

Sehr viele Wildbienenarten sind genetisch darauf programmiert, nur Pollen von bestimmten Pflanzenfamilien und/oder bestimmten Pflanzenarten zu sammeln. Diese Wildbienen nennt man oligolektisch oder Pollenspezialisten. Diese Wildbienen sind meistens besonders effektiv beim Finden dieser Pflanzenarten und dem schnellen Absammeln des Pollens. Die übrigen Wildbienenarten sind zwar genetisch weniger eng gebunden. Man nennt sie polylektisch oder Pollengeneralisten. Doch auch sie bevorzugen einige Blumenarten, während sie andere Blumenarten links liegen lassen.

Die Blauschwarze Holzbiene ist absolut polylektisch. Trotzdem liebt sie den Muskatellersalbei über alles.
Oligolektische Wildbienen sammeln meist nicht nur an einer Pflanzenart, sondern an mehreren verwandten Arten. Zum Beispiel nutzt diese Hosenbiene Bitterkraut, Wegwarte und Verwandte.

Haben Wildbienen in Deutschland „Lieblingsblumen“?

Eindeutig ja. Sie bevorzugen in Mitteleuropa heimische Pflanzen und deren enge Verwandtschaft. Daran sind sie genetisch angepasst. Doch auch innerhalb dieser heimischen Pflanzenwelt gibt es viele Hunderte Pflanzenarten ohne Nutzen für Wildbienen. Selbst die „richtigen“ Pflanzenfamilien führen nicht zum Ziel. Wer zum Beispiel aus der Familie der Borretschgewächse den Borretsch statt des Natternkopfs wählt, wird höchstens mal eine Blattschneiderbiene zu Gesicht bekommen. Nur wer die „Lieblingsblumen“ kennt und pflanzt, bekommt die größtmögliche Vielfalt an Wildbienenarten in den Garten.

Die oligolektische Natternkopf-Mauerbiene erntet so schnell, dass sie kaum mit dem Kopf aus einer Blüte heraus, mit dem Kopf schon in der nächsten Blüte des Natternkopfs drin hängt.
Borretsch ist fast nur für Honigbienen attraktiv, obwohl er zur selben Familie wie der Natternkopf gehört.

Worin bauen Wildbienen ihre Nester?

Rund ¾ der nestbauenden Wildbienen nisten in der Erde: in fester oder sandiger Erde, in schräger, senkrechter oder waagerechter Erde. In Gärten sind sehr häufig erdnistende Wildbienen anzutreffen, beispielsweise in sonnig-trockenen Beeten, in denen es Lücken gibt. Außerdem findet man Nesteingänge zwischen Pflasterfugen, in Erde hinter den Ritzen von Trockenmauern und in lückigen Rasenflächen. Die Erd-Nistplätze sind fast immer warm, trocken und frei von Bewuchs. Wenn im Frühling und Sommer plötzlich viele Insekten dicht über der Erde schwirren, sind es wahrscheinlich solche erdnistenden Wildbienen.

  • Weitere Wildbienen nisten in markhaltigen Stängeln, zum Beispiel in abgeschnittenen Brombeerranken.
  •     Wieder andere nagen Gänge in Totholz. 
  •     Einige Mauerbienen bauen ihr Nest in Schneckenhäusern, die auf dem Boden liegen.
  •     Einige Wildbienen nisten in und an Mauern von Gebäuden.
  •     Einige Hummelarten nisten in alten Mauselöchern.
  •     Nur gut 30 Wildbienenarten nisten in menschengemachten Wildbienenhäusern aus Bambus und ähnlichem Material.
Rückwärts einparken mit 4 Flügeln und 6 Beinen ist eine echte Herausforderung! Die Gehörnte Mauerbiene nistet am häufigsten in künstlichen Nisthilfen.
Lößsteilwände sind in der Natur wichtige Nistorte für Wildbienen. Sie graben ihre Gänge selbst hinein.

Welche Feinde haben Wildbienen?

Eine Menge Insekten haben sich darauf spezialisiert, in die Nester von Wildbienen einzudringen und den Proviant für den eigenen Nachwuchs zu verwenden. Meistens wird die junge Wildbiene dabei getötet. Einige weitere Tiere haben es auf erwachsene Wildbienen abgesehen. Diese Feinde gefährden den Fortbestand der Wildbienenart normalerweise nicht. Viele dieser Feinde sind auf Wildbienen angewiesen und würden aussterben, wenn die Wildbienen verschwinden würden. Zu den Feinden gehören Käferarten, Wespenarten, Fliegenarten, Fächerflügler und Spinnenarten.

Bienenkäfer frisst Insekt
Der Bienenkäfer verspeist andere Blütenbesucher, seine Larven parasitieren Wildbienennester.
Dickkopffliegen entwickeln sich im Innern der adulten Wildbienen und Wespen.

Der wichtigste Feind der Wildbienen ist der Mensch. Er hat seine traditionelle Landwirtschaft mit kleinen Feldern und Viehweiden aufgegeben, welche gut für Wildbienen war, und durch riesige Felder ohne Wildblumen sowie Massentierhaltung ersetzt. 

Warum ist mehr als die Hälfte aller Wildbienenarten in Deutschland gefährdet?

Der Mensch hat in den letzten 150 Jahren die Erdoberfläche stärker verändert als jemals zuvor. Das verschlechtert die Lebensbedingungen für viele Wildbienenarten. Das Mosaik aus Blumenwiesen, Hecken, Wäldern, Weiden und Ackerflächen mit blühendem Unkraut  verschwindet. Stattdessen mehren sich Straßen, Städte und monotone Ackerlandschaften ohne Blumen und Leben. Konkret entsteht der Schaden durch: 

  • Zerschneiden und Zubetonieren der Landschaft durch Bauwerke,
  •     Insektengifte die Wildbienen töten oder dem Nervensystem schaden sowie Unkrautvernichter/Herbizide, 
  •     zu viel Gülle, Dünger und Nährstoffeintrag durch Luftverschmutzung und Verkehr, dadurch sattgrüne Wiesen ohne Blumen,
  •     das Einkaufsverhalten der meisten Menschen, die preiswert im Supermarkt einkaufen anstatt ökologisch und regional in kleinen Läden,
  •     als Folge das Sterben kleiner Bauernhöfe, Umwandlung dieser Flächen in z.B. Bauland, Brachland und modern bewirtschaftete Felder,
  •     Abholzen von Hecken und Vernichtung von Wegrändern, z.B. bei der Flurbereinigung/ Zusammenlegung von Betriebsflächen,
  •     falsche Pflege oder Vernichtung der Wegränder an Straßen und Feldern durch Umpflügen, Spritzen und Mulchen,
  •     Ordnungssinn in privaten und öffentlichen Grünanlagen inkl. Schottergärten,
  •     Gleichgültigkeit und Unkenntnis gegenüber Gesetz- und Vorschriftenverstößen in Städten, auf dem Land und in Schutzgebieten.
Zubetonieren, totspritzen, überdüngen – der Mensch ist die Ursache des Wildbienensterbens.

Welche Wildbienenarten lassen sich im Garten fördern?

Im Garten kann man die Wildbienen der Region fördern. Viele Wildbienenarten kommen in der eigenen Region nicht vor. Wo welche Wildbienenart vorkommt, zeigt das Wildbienenkataster im Internet. Der Beetentwurf „Sonniges Wildbienenbeet“ eignet sich als Einstieg um festzustellen, welche Wildbienenarten in den eigenen Garten kommen. Im restlichen Garten können dann gezielt die Lieblingsblumen dieser Wildbienen gepflanzt werden.

Die wirklich niedliche Steinbiene Lithurgus chrysurus würde sich in Gärten voller Flockenblumen wohl fühlen. Doch sie kommt nur an wenigen Fundorten vor. Flockenblumen in Gärten sind für viele andere Wildbienen sinnvoll. Die Steinbiene lässt sich damit noch nicht im Garten fördern.

Stechen Wildbienen?

Nur gut die Hälfte aller Wildbienen besitzt einen Stachel – nämlich nur die Weibchen. Der Stachel der meisten Weibchen ist zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen. Außerdem sind Wildbienen sehr friedliebende Geschöpfe. Ein Stich ist daher sehr unwahrscheinlich. Menschen mit einer Allergie sollten allerdings bedenken, dass durch Maßnahmen für Wildbienen auch Honigbienen angelockt werden. Auch die modernen Honigbienenrassen sind darauf gezüchtet, möglichst wenig zu stechen.