Ein Vogelparadies gestalten
Die Vogelwelt ist so vielfältig, dass auch in einem Garten mit Golfrasen und Futterhaus oder auf einem winzigen Balkon auf jeden Fall Vögel beobachtet werden können. Auch in einem rein auf Wildbienen ausgerichteten Garten werden sich auf jeden Fall Vögel einstellen – immerhin gibt es dort Wildkräutersamen, Baumaterial und Insekten.
Doch wie lassen sich alle Möglichkeiten ausnutzen, um eine maximale Vogelvielfalt bestmöglichst zu unterstützen? Inwiefern lässt sich insektenfreundliches Gärtnern auf Vögel übertragen und welche Maßnahmen müssen geändert oder ergänzt werden?
Diese Wildbienenbeete sind für Vögel besonders attraktiv:
- der Saum “die Wilden und die Starken” mit der gesamten dort aufgeführten Pflanzenvielfalt besitzt für Vögel eine hohe Attraktivität. Diese Pflanzen tragen zahlreiche Samen, die von Vögeln verzehrt werden – beispielsweise die Samen der Wegwarte und die Distelsamen. Außerem beherbergen solche gepflanzten oder gesäten Säume zahlreiche Insekten.
- Ganz besonders wichtig ist der “Blumenstreifen für den Spielrasen“, der sowohl gepflanzt als auch gesät werden kann. Eine kräuterreiche Rasenfläche dient – entsprechend der obersten Bildergalerie – besonders vielen Gartenvögeln zur Nahrungssuche. Die Samen von Löwenzahn, Flockenblume und weiteren Pflanzen werden gerne gegessen.
- Der “Teichrand” ist wichtig, da Vögel Wasser lieben – ganz besonders mit der großen Flachwasserzone, welche für diese Bepflanzung benötigt wird. Siehe auch “Ein Garten für Libellen”.
- Schließlich enthält auch der “Nutzgarten” zahlreiche leckere Sämereien, Bäume zum Nisten und vielerlei tierische Leckerbissen vom Regenwurm bis zur Blattlaus.
- Die übrigen Wildbienenbeete führen immerhin zu einem reichen Angebot an Insekten im Garten.
Strukturen für Vögel
Diese Strukturen sind für Vögel wichtig, fehlen jedoch in der bisherigen Darstellung des Wildbienengartens, da sie wenig Pollen pro Quadratmeter für oligolektische Wildbienen bereitstellen.
Am wichtigsten ist ein Gewirr aus Gehölzen, welches dicht genug ist, um weder Katze noch Sperber durchzulassen. Bedauerlicherweise ist dieses Gewirr bei Neuanlagen nur selten zu finden: Da stehen reihenweise dornige Büsche und Beerensträucher, offensichtlich für Vögel gedacht, in dichtem Gras und heißem Sommerwind. Nicht nur eine Katze, sondern auch ein Mensch kann bequem zwischen ihnen hindurchspazieren. Nester im Bodenbereich oder Jungvögel können nicht vor Räubern versteckt werden. Für die Vogelwelt sind diese Ausgleichsflächen und Vogelhecken noch keine ausreichenden Maßnahmen. Es geht für die Vögel eben nicht um die paar Beeren. Es geht um die Versteckmöglichkeiten.
Vielfältig und voller Verstecke und Nahrung wäre eine mehrstufige Hecke aus heimischen Sträuchern, in deren Bodenbereich Gras in den ersten Jahren nichts zu suchen hat. Der Boden sollte stattdessen durch Mulch, Laub, Blumen oder Unkräuter vor Austrocknung geschützt werden. Je größer der Garten ist, umso leichter lässt sich eine mehrstufige Hecke pflanzen: hinten oder in der Mitte Büsche bis 8m Höhe wie beispielsweise Weißdorn, davor Büsche bis 3m Höhe wie beispielsweise Schlehe und ganz vorne Stachelbeere und Zwergkirsche. Eine solche Hecke wird mindestens 6m breit.
Auf kleinen Grundstücken benötigt man hingegen Phantasie, um ein Gewirr zu erzeugen. Statt einer Hecke, die viel Garten verbraucht und trotzdem seitliche Angriffsflächen bietet, ist vielleicht ein Mini-Dschungel die bessere Wahl. Es handelt sich dabei um eine kompakte, runde oder geschwungene Fläche von 10-50 Quadratmetern, die – falls möglich – auch Bäume enthält. Die ganze Fläche wird im Abstand von 1-1,5 Metern mit Gehölzen wie Holunder, Brombeere und Rose bepflanzt. Sehr kompakt wachsen auch die Brombeeren, wenn man auf Gerüst und Schnitt verzichtet. Sie bilden je nach Management eine kompakte dornige Masse von beispielsweise 8 Quadratmetern. Bei noch weniger Platz lässt sich mit Totholz und Rückschnitt – Beispielsweise Holzscheite mit Lücken dazwischen – und einer Berankung dieses Holzhaufens mit beispielsweise Geißblatt eine kleine Versteckmöglichkeit bereitstellen.
Wüchsige Rankpflanzen werden von Vögeln gerne aufgesucht. Dazu gehört auch das Fassadengrün. Sofern Du Dich traust, ist Fassadengrün eine ausgezeichnete Förderung für Gartenvögel. Starkwüchsige Kletterrosen wie die Kriechrose oder die Sorte “Lykkefund” können auch schon eine Verbesserung darstellen.
Bäume dienen als Nahrungs- oder Nistraum. Für eine reiche Ernte oder für die Verkehrssicherheit des Grundstücks kann ein professioneller Baumschnitt erforderlich werden. Für Vögel wird hingegen kein Baumschnitt benötigt. Sie schätzen eine enges Gewirr aus Zweigen und abgestorbenen Baumteilen. Für Vögel sind alte, heimische und große Bäume am wertvollsten. Solltest Du Dir lediglich 3m Höhe zutrauen, wäre ein Rosenstrauch sinnvoller als ein Baum. Als Baumarten für Vögel, die Borke benötigen, eignen sich beispielsweise Eiche und Linde. Beide Baumarten wachsen höher als ein Einfamilienhaus. Etwas niedriger bleiben kleinkronige Bäume, beispielsweise Obstbäume auf Sämlingsunterlage, Salweide und Eberesche.
Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen für Vögel
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Als Ergänzung des bisher Gesagten benötigen Vögel noch weitere Kleinstrukturen im Garten:
- Falls es keinen Teichrand gibt, kleinere Wasserstellen – siehe weiterführende Literatur
- Totholz – siehe “Ein Garten für Käfer” und weiterführende Literatur
- Nistkästen & Co – siehe weiterführende Literatur
- eine artgerechte Zufütterung – siehe weiterführende Literatur
- Trockenmauern oder Steinhaufen – siehe “Nisthilfen – Sandhügel DIY” und weiterführende Literatur
- eine insektenschonende Gartenpflege – siehe “Ein Garten für Heuschrecken” und weiterführende Literatur
- eine Lehmpfütze und ein Staubbad
- ein Komposthaufen
- Schutz vor Katzen und Glasscheiben – siehe weiterführende Literatur.
Gartenpflege für Vögel
Ein Vogelparadies enthält Beete für Wildbienen und andere Insekten, die gepflegt werden wie in der Rubrik “Pflanzen und Pflegen” beschrieben. Jenseits dieser Beete benötigen Vögel jedoch wesentlich mehr Ungestörtheit, wohldurchdachtes Laissez-Faire und Toleranz gegenüber Grün und Braun statt Bunt. Dies ist die Pflege außerhalb der Wildbienenbeete:
- Laub liegen lassen oder sogar zu Haufen auftürmen
- Samenstände stehen lassen – mindestens gebündelt am Rand, siehe “Ein Garten für Heuschrecken”
- Unkraut mit der App bestimmen, und sofern es Vögel ernährt in wilden Ecken stehen lassen – siehe auch die nachfolgende Bildergalerie
- Gehölzkeimlinge an ausgewählten Stellen stehen lassen oder umpflanzen statt jäten
- Hecken frei wachsen lassen, wobei manche Vogelliebhaber auch mit Schnitt arbeiten – siehe weiterführende Literatur
- Im Sinne der Permakultur alle “Abfälle” auf dem Grundstück belassen und zu Haufen – Kompost, Benjeshecke etc. – verarbeiten.
Unkräuter für samenfressende Vögel
Weiterführende Literatur bzw. Quellen
Zur Vogelwelt liegen zahlreiche schöne Bücher vor, es gibt CD’s, Videos, Apps und Internetseiten.
Für diesen Artikel war “Das große Buch der Gartenvögel – unsere Vögel im Garten erleben, fördern, schützen” von Uwe Westphal mit wunderschönen Aquarellen von Christopher Schmidt die Grundlage. Mehr als 50 Vogelarten werden ausführlich mit Lebensweise und Anekdoten beschrieben. Fast die Hälfte des Buches stellt zudem detailliert dar, welche Nisthilfen, welches Futter, welche Bepflanzungen usw. Vögel im Garten benötigen.
“Mein Biotop” ist ein Projekt des Nabu Leipzig und stellt Vogelarten und weitere Tierarten mit ihren Nahrungsvorlieben vor. Dazu gibt es noch zahlreiche sinnvolle Lebensraum-Bauanleitungen.
Der NABU stellt viele Vogelarten als Steckbrief vor und gibt zahlreiche Hinweise zur Förderung.
Der Landesbund für Vogel- und Naturschutz LBV geht ebenfalls mit einem ausführlichen Steckbrief auf Gartenvögel ein.
Der Kosmos Vogelführer mit seinen überaus präzisen Zeichnungen lässt sich auch als App fürs Handy erwerben. Darauf sind auch die Vogelstimmen zu hören. Die Lebensweise und die Nahrungsvorlieben werden ebenfalls beschrieben.
Hier geht’s weiter: Wanzen im Garten