Die Käfer galten lang als die größte Insektenordnung der Erde. Legendär ist der Spruch „Als Gott die Welt erschuf, muss er eine außergewöhnliche Zuneigung zu Käfern gehabt haben.“ Über 380.000 Arten sind weltweit beschrieben, das sind ca. 40% aller beschriebenen Insekten und über 25% aller beschriebenen Tierarten überhaupt. Die meisten Käferarten sind laut Hochrechnungen jedoch noch unentdeckt. In Mitteleuropa kommen ungefähr 7.000 Käferarten vor. Sie haben sich erfolgreich an die unterschiedlichsten Lebensräume und Nahrungsressourcen angepasst. Nicht nur ihr Aussehen, auch ihre Lebensweise ist unglaublich vielfältig.
Genau wie Schmetterlinge durchlaufen Käfer den vollständigen Zyklus: Ei – Larve – Puppe – Imago. Die Larven sind meist Nahrungsspezialisten. Für fast jede heimische Pflanze gibt es mehrere Käferarten, die von ihr abhängig sind. Die Anpassung zahlloser Käferarten an bestimmte Biotope macht sie anfällig für Umweltzerstörung. Das Rote Liste Zentrum führt 11 Rote Listen für Käfer auf. Demnach gelten beispielsweise nur 43% der Laufkäfer in Deutschland als ungefährdet. Angesichts dieser Bedrohung – durch Lebensraumzerstörung und Gift – wird hier auf eine Einteilung in Nützling und Schädling verzichtet.
Für den Naturgarten sind Käfer perfekt. Jede Pflanze von Alant bis Ziest und jede Struktur von Aas bis Zaun lässt sich mit einem Käfer begründen.
Faszination Käfer
Tippe auf das Bild, um den Text zu lesen
Typisch Käfer - Vielfalt der Farben, Vielfalt der Formen, Vielfalt der Muster. Hier ein Käfer mit Herz.
Cantharis rustica, Guntersblum, Garten, 1.5.22
Käfer haben vier Flügel. Die beiden vorderen Flügel haben hartschalige Flügeldecken - hier in wunderschönen Grün- und Blautönen. Je nach Flügelform und Flügelmuskulatur können Käfer sehr gut oder kaum fliegen.
Chrysolina fastuosa, Guntersblum, Garten, 27.6.20
Teilweise durchsichtige Flügeldecken und goldene Streifen lassen die Konturen dieses kleinen Käfers verschwimmen.
Cassida spec, Guntersblum, Garten, 1.5.23
Käfer besuchen gerne die Blüten des Gartens. Mit ihren beißenden Mundwerkzeugen können sie Pollen fressen. Dieser Stolperkäfer vollführt jedoch eine Drohgebärde.
Valgus hemipterus, Guntersblum, Garten, 24.5.21
Ein Außerirdischer mit Schnurrbart? Nein, das hier ist ein Pinselkäfer, der in vielen Gärten anzutreffen ist.
Trichius gallicus, Guntersblum, Garten, 2.7.21
Vielleicht das leuchtendste Rot im Käferreich. Das Maiglöckchenhähnchen setzt klar auf Abschreckung statt Tarnung. Es gehört zu den Arten, die mit Geräuschen kommunizieren.
Lilioceris merdigera, Guntersblum, Garten, 22.5.23
Der Minzblattkäfer schillert grün und gold. Mit ein paar üppigen Pfefferminzen ist er recht leicht anzulocken.
Chrysolina herbacea, Guntersblum, Garten, 27.8.22
Die meisten Käfer sind winzig und die Welt für sie riesengroß. Was uns eine hübsche Blüte der Schwertlilie, ist dem Schwertlilienrüssler ein Gebirge mit Schluchten.
Mononychus punctumalbum, Guntersblum, Garten, 13.5.23
Asterix, Obelix, Psilothrix. Bei den lateinischen Käfernamen kann man sich aussuchen, ob man lieber an die Gallier oder an Harry Potter denken möchte.
Psilothrix viridicoeruleus, Guntersblum, Garten, 12.5.23
Nein, sie stürzen nicht ab 😉 Die Paarung kann im Reich der Käfer rasend schnell gehen oder Stunden dauern. Die meisten Weibchen haben dabei nur Interesse für eins: fressen oder Futter suchen, wie hier.
Aspidapion validum, Guntersblum, Garten, 13.5.23
Die Farben der Käfer gehören zu den schönsten im Tierreich. Besonders hübsch sind viele Blattkäferarten.
Blattkäfer cf Cryptocephalus, Petersberg, 25.6.21
Ebenso schöne Farben nebst einer stattlichen Größe lassen sich bei den Laufkäfern finden. Der Violette Laufkäfer kann sogar in Naturgärten vorkommen.
Foto: Jana Schnappauf, Carabus violaceus ssp purpurascens, Bad Dürkheim, Garten.
Käfer, die Pollen fressen, transportieren auch etwas davon zu neuen Blüten und tragen dadurch wesentlich zur Bestäubung bei.
Stenopterus rufus, Guntersblum, Garten, 11.6.23
So sieht es aus, wenn eine Käferlarve mit Panzer spazieren geht. Die lange Larvenzeit verbringen viele Käfer hochspezialisiert. Dieser Panzer ermöglicht beispielsweise das Leben im Ameisenbau.
Clytra laeviuscula, Guntersblum, Garten, 6.4.24
Wusstest Du schon dass…?
es schon lange vor den Dinosauriern Käfer auf der Erde gab, seit fast 300 Millionen Jahren?
auf einem einzigen Urwaldbaum sich mehrere unentdeckte Käferarten verbergen können?
die Lichterzeugung des Glühwürmchens effizienter ist als jede menschengemachte Lampe?
Käfer z.B. durch das Aneinanderreiben von Körperteilen Geräusche erzeugen können?
die Käfer meist wesentlich mehr Lebenszeit als Larve denn als fertiger Käfer verbringen?
Käfer zu den wichtigsten Bestäubern von Nutzpflanzen gehören?
Käfer in Symbiose mit Bakterien leben, um Holz zersetzen zu können?
es im vergangenen Jahrhundert in Deutschland noch eine Reihe von Maikäfer-Gerichten gab, von Suppe bis kandiert?
zahlreiche Käfer nachtaktiv sind?
Es Revierkämpfe und Brutfürsorge im Reich der Käfer gibt?
Was es alles im Garten gibt – man muss nur genau genug hinschauen, von der Baumkrone bis zum Teichboden – findest Du hier: Käfer beobachten.