Besonders viele Wildbienen leben in Städten und Dörfern nicht in Gärten, sondern auf Brachflächen. Auf diesen Ruderalflächen gibt es offenen Boden zum Nisten und eine große Vielfalt wuchsstarker Wildblumen mit vielen Samen und starkem Wurzelgeflecht. Auch an Wegrändern und vor Hecken wachsen diese starken Wildblumen. Dieser Standort heißt Saum, weil er wie ein Streifen den Weg säumt.

Für wilde Gartenecken ist ein solcher Saum unbedingt zu empfehlen. Er lässt sich säen oder pflanzen. Sowohl Wildbienenarten als auch Schmetterlingsarten sind auf diesen Lebensraum angewiesen.

Mit robusten Pflanzen Wildbienen fördern – die Blumen, die Insekten und der Pflanzplan

Langlebige Stauden stehen im Mittelpunkt dieser Pflanzung. Sie können sich dank Samen oder Ausläufern auch nach Hitzesommern gut regenerieren. Die erste Galerie zeigt Rainfarn, Schafgarbe, Luzerne, Schwarznessel, Oregano, Sichelmöhre, Mannstreu und Oregano als Blütenmeer für den Hoch- bis Spätsommer. Für Blüten ab April sorgen Zypressenwolfsmilch und Weiße Taubnessel. Ab Mai setzen Flockenblumen, Lichtnelken und Glockenblumen die Akzente.

Wildbienen finden an Wegrändern und in Säumen Wegwarte, Bitterkraut, Ochsenzunge, Wilde Möhre und Natternkopf – ein Who is who der wichtigsten Wildbienenpflanzen. Diese Pflanzen sind kurzlebig und müssen sich selbst aussäen dürfen. Im Beetentwurf haben Wegwarte und Bitterkraut ihren festen Platz. Diese kurzlebigen Pflanzen können und dürfen gerne als Saatgut, Topf oder selbst vorgezogene Pflanze ergänzt werden.

Das Vorbild des Moduls

Wo immer in meiner Heimat Rheinhessen ein Wegrand blüht, ist es garantiert eine Abwandlung dieses Beetentwurfs. Die Natur als Gärtnerin pflanzt dieses Beet in Zeiten der Hitze und der Überdüngung immer wieder auf fetten, im Sommer steinharten Lehm. Mit Feldmannstreu und Flockenblumen war der Wegrand beim NSG Rosengarten die schönste Variation und das Vorbild für diesen Entwurf. Auch Schmetterlinge lieben diese Pflanzen.

Einkaufsliste für den Saum die Wilden und die Starken

  • 2 Schafgarbe (Achillea millefolium, ausläuferbildend)
  • 1 Schwarznessel (Ballota nigra)
  • 1 Ackerglockenblume (Campanula rapunculoides, ausläuferbildend)
  • 1 Flockenblume (Centaurea scabiosa (sehr trocken) od.C. jacea (mäßig trocken))
  • 1 Wegwarte (Cichorium intybus)
  • 2 Mannstreu (Eryngium campestre (sehr trocken) od. E.planum (mäßig trocken))
  • 1 Sichelmöhre (Falcaria vulgaris)*
  • 1 Johanniskraut (Hypericum perforatum)
  • 2 weiße Taubnessel (Lamium album)
  • 1 Luzerne (Medicago sativa)**
  • 1 Bitterkraut (Picris hieracioides)
  • 2 Oregano (Origanum vulgare)
  • 1 Lichtnelke (Silene alba/latifolia)*
  • 1 Rainfarn (Tanacetum vulgare)   
  • Optional: Nach Belieben Einzelsaatgut hinzufügen von: Natternkopf (Echium vulgare), Resede (Reseda lutea/luteola), wilder Möhre (Daucus carota), Färberkamille (Anthemis tinctoria), Königskerze (Verbascum densiflorum) und Ochsenzunge (Anchusa officinalis)                  
  • * Sichelmöhre und Lichtnelke sind für Käfer und Nachtfalter, weniger für Wildbienen gedacht.
  • ** Luzerne ist keine heimische Wildpflanze, sondern eine Kulturpflanze. Die rheinhessischen Wegränder bereichert sie, doch kann sie aufgrund ihrer Konkurrenzkraft neben mageren oder Naturschutzflächen ein Risiko darstellen. An solchen Standorten ist alternativ der Sichelklee (Madicago falcata) oder an frisch-feuchten Standorten der Rotklee (Trifolium pratense) zu empfehlen.

Ruderalflora für Wildbienen – eine große Auswahl

Diese Galerie gibt nur einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten, mit wuchsstarken Pflanzen tausende Blüten auf wenigen Quadratmetern zu erzeugen. Lust zum Experimentieren bekommen?

Feldversuch: Die Mischungen von Syringa und Rieger-Hofmann

Für Wildbienen gibt es im Naturgartenfachhandel Samenmischungen. Zwei besonders renommierte Mischungen wurden im Wildbienengarten Guntersblum mehrjährig getestet. Fazit: Es keimte zwar standortgerecht, doch auf fettem Boden wuchs es zu hoch und zu dicht und am Ende waren einige entscheidende Pflanzenarten nicht gekommen. Säen plus Pflanzen wäre wohl das Optimum.

Weitere Informationen zu den wilden und starken Wildbienenpflanzen und dem Saum, der auch “Rainfarn und Begleiter” heißen könnte

Viele für Wildbienen besonders wertvolle Pflanzen sind es gewohnt, nach sich selbst zu schauen: Sie behaupten ihren Standort durch ein starkes Wurzelgeflecht oder suchen sich mit hunderten Samen immer wieder ein neues freies Plätzchen im Garten. Der Wuchs kann je nach Standort bis 1,5 Meter hinauf reichen – einzelne Distelblüten sah ich auch schon in 3 Metern Höhe schweben.

Auf  – gerne auch verdichtetem – Bauschotter und Recyclingmaterial können solche Pflanzengesellschaften recht langlebig sein, auf fettem Lehm übernehmen hingegen gerne Bäume und Sträucher ihren Platz. Diese Pflanzen lassen sich wahlweise als Pflanze im Topf oder als Saatgut kaufen. Das natürliche Vorbild sind die Wegränder und die Brachflächen, die Güterbahnhöfe oder das Bauerwartungsland. Solche brachliegenden Standorte nennt man “Ruderalfläche” und die Pflanzen darauf “Ruderalflora”. Nachdem ich seit einigen Jahren in unmittelbarer Nähe solcher Flächen lebe kann ich sagen: Sie begeistern. Die Fülle der Wildbienenarten und ihre schiere Stückzahl sind immens. Es kommen wahrscheinlich mehr Wildbienenarten für Ruderalflächen in die Stadt geflogen als für Gärten und Parks. Ein Stückchen Ruderalfläche in den Garten zu integrieren ist folglich ein vielversprechender Ansatz, um die Artenvielfalt der Wildbienen im Garten zu erhöhen.

Der Beetentwurf “Rainfarn und Begleiter” ist den Wegrändern Rheinhessens nachempfunden und wächst traditionell auf Lehm, der im Sommer knochentrocken und steinhart ist. Doch auch sandige Böden werden vertragen.

Säen oder pflanzen?

Es gibt einige Samenmischungen, welche auf Pflanzen der Ruderalflora basieren. Der Charakter der Ansaaten (z.B. “Schmetterlings- und Wildbienensaum” “Bunter Saum” (Rieger-Hofmann), “Blumenhecke Sylphe” “Trockene Saummischung” (Hof-Berggarten) ist wild, bunt, hoch, chaotisch und dynamisch. Die Wuchshöhe ist über 1m. Ein großer Anteil der Pflanzen ist kurzlebig. Der Artenreichtum der Mischungen ist hoch, doch welche Arten davon keimen und sich durchsetzen werden, lässt sich nicht vorhersagen. Samenmischungen eignen sich besonders für große Flächen und ganz besonders für magere, unkrautfreie Substrate.

Das Modul “Rainfarn und Begleiter” ist eine Alternative für Menschen, die ganz oder überwiegend getopfte Jungpflanzen verwenden möchten, anstatt zu säen. Der Schwerpunkt des Entwurfs liegt bei den langlebigen Pflanzen. Die Wuchshöhe ist etwas niedriger. Der Entwurf enthält weniger unterschiedliche Pflanzenarten als die Samenmischungen. Dafür kann man bestimmen, dass exakt die Pflanzen der Einkaufsliste nachher auch dort wachsen. Der Wert für Wildbienen und Schmetterlinge ist durchaus hoch. Der Entwurf ist bereits ab 3m² zu empfehlen.

Mischformen zwischen Samenmischung und gepflanztem Modul sind möglich: Man kann zwischen den gekauften oder selbst herangezogenen Jungpflanzen Einzelsaatgut ausbringen, oder die Pflanzen der Einkaufsliste mit 2 Stück/m² in eine Saumansaat integrieren.

Pflegeaufwand der Ansaat: 1 Rückschnitt/Jahr, dabei einen Teil der Fläche stehen lassen, ggf. Schröpfschnitt 6 Wochen nach Ansaat. Nur langlebig, wenn zuverlässig alle Keimlinge von Büschen und Bäumen gejätet werden, oder ein sehr schottriger Untergrund gewählt wird.

Pflegeaufwand für “Rainfarn und Begleiter”: Rückschnitt mit Augenmaß 1x/Jahr oder seltener. Langlebig und artenreich, wenn alle Keimlinge von Büschen und Bäumen zuverlässig gejätet werden (siehe “Jungpflanzen bestimmen”) und die schwächeren Blumen von den Sämlingen und Ausläufern der stärkeren Blumen hin und wieder befreit werden (ca. 2-4 Pflegetermine pro Jahr). Wegwarte und Bitterkraut müssen sich aussäen dürfen.

Für wilde Ecken ohne Gehölzkeimlinge.

Möglichst vollsonnig, mindestens 09:00-15:00 Sonne im Sommerhalbjahr. Verträgt alle Böden, die nicht staunass sind. Sehr gut trockenheitsverträglich.

Hier geht’s weiter zum wildbienenfreundlichen Obst- und Gemüsegarten.