Die großen kreisförmigen Spinnennetze sind es, welche diese artenreiche Spinnenfamilie kennzeichnen. Die Radnetzspinnen sitzen im Netz oder in der Nähe des Netzes und warten, bis sich eine Beute darin verfängt. Viele Arten sind überwiegend nachtaktiv.
Tippe auf das Bild, um den Text zu lesen
Die Streifenkreuzspinne in ihrem Radnetz. Das Netz besteht aus Rahmenfäden, Speichen, einer Hilfsspirale und der eigentlichen Fangspirale, deren Fäden mit Klebetröpfchen besetzt sind.
Mangora acalypha, Guntersblum, Garten, 3.5.23
Die meisten Menschen stellen sich Kreuzspinnen riesig vor. Doch die Streifenkreuzspinne ist nur ungefähr einen halben Zentimeter groß.
Mangora acalypha, Guntersblum, Garten, 13.5.23
Die Gartenkreuzspinne durchläuft einen zweijährigen Entwicklungszyklus. Sie spürt die Beute in ihrem Netz über Vibration auf, wickelt sie in Spinnfäden, betäubt sie mit einem Biss, spritzt Verdauungssekret und saugt den verflüssigten Inhalt auf.
Araneus diadematus, Guntersblum, Garten, 5.9.21
Eine junge Gartenkreuzspinne mit ihrem Opfer. Grundsätzlich erbeuten junge Spinnen eher kleine Beutetiere. Gartenkreuzspinnen beginnen mit Blattläusen.
Araneus diadematus, Guntersblum, Garten, 24.5.21
Die Wespenspinne ist eine der größten im Garten sichtbaren Spinnen und besonders schön gefärbt. Die meisten Spinnen leben getarnt und versteckt, man findet sie nur durch Suchen. Die Wespenspinne gehört zu den wenigen Ausnahmen.
Argiope bruennichi, Guntersblum, Garten, 23.8.21
In ihrem großen Netz mit der typischen Zickzacknaht hat diese Wespenspinne mehrere Zweiflügler und eine Feldwespe gleichzeitig gefangen. Argiope bruennichi, Guntersblum, Garten, 01.09.2024
Die Kürbisspinne ist auf grünem Untergrund perfekt getarnt. Selbst nur ein kleines Spinnchen, sind ihre leicht schrägen Netze auch nur sehr klein.
Araniella spec., Guntersblum, Garten, 1.5.23
Die winzige Kürbisspinne spinnt ein feines, regelmäßiges Netz. Araniella spec., Guntersblum, Garten, 6.4.2024
Spalten-Kreuzspinnen bekommt man tagsüber normalerweise nicht zu sehen. Auf diesem Foto wurde sie von einer auf diese Spinnen spezialisierten Roten Wegwespe erbeutet.
Nuctenea umbratica und Episyron rufipes, Guntersblum, Garten, 28.5.23
Krabbenspinnen (Thomisidae)
Wer Wildbienen fördert, der fördert auch Krabbenspinnen. Denn es handelt sich um Arten, die praktisch ihr ganzes Leben auf Blumen und Gehölzen verbringen. Dort lauern sie auf Fluginsekten in einer passenden Größe. Sie bauen keine Netze. Mehrere Arten der Krabbenspinnen reflektieren UV-Licht, um Beute anzulocken und zu täuschen.
Aller Anfang ist - klein. Diese junge veränderliche Krabbenspinne ist wenige Millimeter groß - und das mit der farblich angepassten Tarnung klappt auch noch nicht so ganz. In dieser Größe flüchtet sie noch vor den meisten Wildbienen.
Misumena vatia, Guntersblum, Garten, 14.6.21
Die veränderliche Krabbenspinne im Portrait. Von vorne sieht man gut die Augen, welche anders als bei den Insekten keine Facettenaugen, sondern Punktaugen sind.
Misumena vatia, Guntersblum, Garten, 13.6.21
Diese Veränderliche Krabbenspinne hat aktiv ihre Farbe in Gelb geändert.
Misumena vatia, Guntersblum, Garten, 11.8.23
Das Männchen der veränderlichen Krabbenspinne ist wesentlich kleiner und kann seine Farbe nicht ändern.
Misumena vatia, Guntersblum, Garten, 13.5.23
Eine Buschkrabbenspinne spinnt kein Netz, sondern befestigt lediglich einen Sicherungsfaden, wenn sie sich aus kurzer Distanz auf die Beute stürzt.
Xysticus cf acerbus, Guntersblum, Garten, 24.5.21
Diese Buschkrabbenspinne hat eine Rostrote Mauerbiene erbeutet. Um von den diversen Hautflüglern nicht gestochen zu werden, packen Spinnen diese gerne am Rücken oder Kopf und halten den Stachel möglichst weit vom Körper weg.
Xysticus cf acerbus, Guntersblum, Garten, 13.5.22
Eine andere Art der Buschkrabbenspinnen, deren Oberflächenzeichnung an ein Löwengesicht erinnert. Die Arten lassen sich nur unter dem Mikroskop sicher unterscheiden.
Xysticus spec, Guntersblum, Garten, 30.4.23
Die Dreieckkrabbenspinne bevorzugt sonnigwarme, nicht zu trockene Standorte. Der Gemüsegarten trifft es perfekt. Dieses Exemplar hat seine drei roten Flecken fast wie einen Totenkopf angeordnet.
Ebrechtella tricuspidata, Guntersblum, Garten, 22.5.23
Springspinnen (Salticidae)
Springspinnen im Garten sind winzig und wendig. Mit der geringen Größe und den niedlichen Glubschaugen eignen sie sich als Einstieg auch für Menschen, die sich ansonsten vor Spinnen fürchten. Sie spinnen keine Netze, sondern laufen auf der Suche nach Beute emsig umher. Um die Beute zu überwältigen, können sie sehr zielgenau anvisieren und springen.
Die Zebra-Springspinne ist auf Holz und Stein perfekt getarnt. Ihre Sprungtechnik mit Sicherheitsfaden und Hydraulik in den Beinen ist bemerkenswert.
Salticus scenicus, Guntersblum, Garten, 20.5.23
Von vorne ist das Gesicht mit den ausdrducksstarken Augen gut zu sehen.
Salticus scenicus, Guntersblum, Garten, 23.4.22
Die Obstbaumspringspinne bewohnt den Lebensraum Holz. Sie ist in Deutschland selten. Im Garten schätzt sie die Verzahnung von Bäumen, Büschen, Totholz und Stein.
Pseudicius encarpatus, Guntersblum, Garten, 23.4.22
Die Kanarenspringspinne ist eine europäische Springspinne, die in Europa südlich, westlich, östlich und im Norden bis zur Ostsee vorkommt. Sie bevorzugt warme Habitate. Macaroerdis nidicolens, Guntersblum, Garten, 05.07.2024
Sonnenspringer sind winzige und sehr flinke Spinnen, deren Behaarung das Sonnenlicht schimmernd reflektieren kann.
Heliophanus auratus, Guntersblum, Garten, 3.6.22
Kleine Spinnen fangen kleine Beute. Dieses Sonnenspringerweibchen hat eine Blattlaus erbeutet.
Heliophanus spec, Guntersblum, Garten, 21.4.23
Sonnenspringer gehören mit ihren großen Glubschaugen zu den niedlichsten Spinnen im Garten. Da sie gleichzeitig selbst kaum größer als eine Blattlaus sind, können sie nur schwer fotografiert werden und bleiben dem ungeübten Betrachter verborgen.
Heliophanus spec, Guntersblum, Garten, 21.4.23
Kugelspinnen (Theridiidae)
Die Familie der Kugelspinnen ist weltweit zahl- und artenreich. Kugelspinnen sind eher kleine Arten, die kleine Netze versteckt in der Vegetation befestigen. Der kugelige Rücken ist namensgebend. Je nach Art sind zahlreiche spannende Verhaltensweisen zu beobachten. Zum Beispiel werden die Jungen von der Mutter gefüttert.
Die Gewöhnliche Ovalspinne ist farblich sehr variabel. Dieses Exemplar erscheint in Gelb und Rot. Die Beute ist eine kleine Furchenbiene.
Enoplognatha ovata spec., Guntersblum, Garten, 12.7.21
Das Männchen der Gewöhnlichen Kugelspinne nähert sich vorsichtig an. Die Spermien hat er mit seinen Palpen (die vordern Anhängsel im Bild) aufgenommen und muss sie nun zur Bauchseite des Weibchens transportieren.
Enoplognatha ovata spec. Guntersblum, Garten, 11.7.21
Die Haubennetzspinne baut ihre Nester an der Spitze von Stängeln und Gräsern. Sie ist eine außergewöhnliche Mutter, die ihren Nachwuchs nicht nur bewacht, sondern auch Mund zu Mund mit vorverdauerter Nahrung füttert.
Phylloneta spec., Guntersblum, Garten, 8.5.23
Eine Haubennetzspinne hat eine junge Heuschrecke gefangen. Wittenberge, 09.06.2024
Baldachinspinnen (Linyphiidae)
Baldachinspinnen leben im Garten eher versteckt. In der Vegetation spannen sie ihre waagerechten, dichten Netze und sitzen, gut getarnt, unter diesen. Baldachinspinnen verwenden auch als adulte Tiere einen Flugfaden, um sich in neue Lebensräume tragen zu lassen. Dabei können die Spinnen Flughöhen von mehreren Tausend Metern erreichen und mehrere Hundert Kilometer weit fliegen (Quelle: Wikipedia).
Die Gemeine Baldachinspinne verwendet feine, nicht radförmige waagerechte Netze, die an einen Baldachin erinnern.
Linyphia triangularis, Guntersblum, Garten, 23.8.21
Baldachin hängen unter ihrem Netz, so dass von oben die Bauchseite zu sehen ist.
Linyphia triangularis, Guntersblum, Garten, 11.7.21
Der Wiesenpeitschenweber besiedelt unterschiedlich feuchte oder trockene Gartenecken. Microlinyphia pusilla, Guntersblum, Garten, 07.07.2024
Trichterspinnen (Agelenidae)
Die Trichterspinnen wegen trichterförmige Wohnhöhlen, in welchen sie auf Beute warten. Gerne halten sie sich in und um Gebäude auf, so dass große Spinnen in der Wohnung sich oft als Trichterspinne herausstellen.
Die große Winkelspinne bewohnt Gebäude. Wer eine besonders große Spinne im Haus findet, hat meist eine Winkelspinne vor sich. Sie baut trichterförmige Netze und kann bis zu 7 Jahre alt werden.
Eratigena atrica, Guntersblum, Garten, 14.4.22
Wolfspinnen (Lycosidae)
Wie viele Wolfspinnenarten der Garten beherbergt, lässt sich praktisch nur mit dem Mikroskop bestimmen. Diese bräunlichen, mittelgroßen Spinnen laufen in großer Zahl bereits im Frühjahr auf dem Gartenboden herum, um Beute zu fangen. Die Mütter zeigen ein überdurchschnittlich fürsorgliches Verhalten ihren Kindern gegenüber.
Der runde Ball unter diesem Wolfspinnenweibchen ist aus Seiden gesponnen und enthält ihre Kinder. Sie bewacht ihren Nachwuchs und verzichtet in dieser Zeit sogar weitgehend auf die Jagd.
Pardosa spec, Guntersblum, Garten, 12.4.2024
Wolfspinnen besitzen ein ausdruckstarkes Gesicht mit großen Augen, welche sie für die lauernde Jagd benötigen. Die Familie ist artenreich und optisch kaum bestimmbar. Besonders im Frühjahr sieht man sie am Boden laufen.
Pardosa spec., Guntersblum, Garten, 11.4.22
Das Männchen einer Wolfspinnenart. Die langen Haare an den Beinen sind Sinnesorgane. Durch die Haare registrieren sie Luftschwingungen, so dass sie Schallwellen auch ohne Ohren wahrnehmen können.
Pardosa spec., Guntersblum, Garten, 1.5.22
Raubspinnen (Pisauridae)
Im Naturgarten begeistern die Raubspinnen mit ihrem vielfältigen Lebenskreislauf. Besser als bei anderen Spinnenarten lässt sich das Heranwachsen der Jungtiere beobachten. Auch das Paarungsritual lohnt die Beobachtung.
Die Listspinne ist eine eindrucksvolle Gestalt. Hier jagt sie auf dem Bergsteinkraut.
Pisaura mirabilis, Guntersblum, Garten, 6.4.24
Listspinnen sind individuell gefärbt und weisen stärkere oder schwächere Farbverläufe in Brauntönen auf. Pisaura mirabilis, Guntersblum, Garten, 27.10.2024
Die Listspinne zeigt viele spannende Verhaltensweisen. Zum einen überreichen die Männchen ein Brautgeschenk. Zum andern spinnen die Weibchen einen kunstvollen Kokon für den Nachwuchs und tragen ihn herum.
Pisaura mirabilis, Guntersblum, Garten, 10.6.22
Die jungen Listspinnen sind aus dem Kokon geschlüpft und halten sich noch als Gruppe in einem feinen Gespinst auf. Pisaura mirabilis, Beispielgarten Dolgesheim, 24.06.2024
Streckerspinnen (Tetragnathidae)
Im Garten lohnt es sich, gezielt in der Nähe von Gewässern nach Streckerspinnen zu suchen. Im Guntersblumer Beispielgarten sind es die Spezialistinnen für Fluginsekten am Teich. Wie auch immer sie es schaffen – am Ende haben sie Netzte direkt über der offenen Wasserfläche gespannt.
Die gewöhnliche Streckerspinne hat ein Netz über den Teich gespannt, ohne unterwegs ins Wasser zu fallen. Sie erbeutet gerne Libellen.
Tetragnatha cf extensa, Guntersblum, Garten, 11.8.23
Dornfinger-Spinnen (Cheiracanthiidae)
Dornfingerspinnen gehören zu den wenigen Arten im Garten, die tatsächlich in der Lage wären, die menschliche Haut zu durchdringen. Allerdings sind sie wie alle Wildtiere sehr scheu und man benötigt Glück, um überhaupt ein Exemplar zu Gesicht zu bekommen.
Diese fein behaarte Spinnenart, hier ein Tier mit einer weißlichen Färbung, lebt versteckt in einem Guntersblumer Gartenwinkel. Sehr wahrscheinlich ist es eine Dornfinger-Spinne (Cheracanthium spec). 01.05.2024
Zartspinnen (Anyphaenidae)
Die Zartspinnen sind in Mitteleuropa lediglich mit zwei Arten vertreten, wovon nur die Vierfleck-Zartspinne in Gärten erwartet werden kann. Sie ist an den Lebensraum Gehölz gebunden und beispielsweise auf Streuobstwiesen anzutreffen.
Die Vierfleck-Zartspinne ist in Gärten nicht selten. Sie bevorzugen den Lebensraum Gehölz. Anaphaena accentuata, Guntersblum, Garten, 27.10.2024
Ameisenjäger (Zodariidae)
Ameisenjäger betreiben Mimikry vom Feinsten. Nur mit genauem Hinschauen sieht man, dass die wuseligen Tierchen in der Nähe der Ameisennester acht Beine besitzen, und somit unmöglich Ameisen sein können. Die Tarnung ermöglicht es ihnen, nah an die Ameisen heranzukommen, welche sie ohne Netz jagen. Auch gegenüber Fressfeinden ist die Tarnung nützlich.
Er sieht aus wie eine Ameise, ist groß wie eine Ameise, bewegt sich wie eine Ameise und mischt sich unter die Ameisen. Der Ameisenjäger spielt bei der Mimikry-Meisterschaft vorne mit. Er frisst die Ameisen, in deren Nähe er sich aufhält.
Zodarion spec Guntersblum, Garten, 6.4.24
Spinnentiere, die keine Spinnen sind
Alle Gliederfüßler mit acht Beinen gehören zu den Spinnentieren. Acht Beine besitzen auch die Weberknechte, die Skorpione, die Milben und Zecken. Recht hübsch sind die roten Samtmilben, die in größerer Zahl über den Boden des Naturgartens wuseln können.
Die Rote Samtmilbe gehört zu den Spinnentieren und ist eine der größten Arten ihrer Gruppe. Während die Larven sich an z.B. Heuschrecken entwickeln, leben die adulten Tiere jagend am Boden.
cf Trombidium holosericeum, Guntersblum, Garten, 17.3.24
Die Rote Samtmilbe bewohnt den gleichen trockenen Lebensraum wie die Formica-Ameisen und steht auf deren Speiseplan. Guntersblum, Garten, 25.08.2024
Spinnenarten des Beispielgartens Dolgesheim – oder was sich mit einem Naturgarten für Spinnen erreichen lässt
Das Potenzial von Naturgärten für die Vielfalt der Spinnen lässt sich gut am Beispielgarten Dolgesheim erläutern. Im Dolgesheimer Garten hat Ursula Gönner über viele Jahre hinweg die Spinnen dokumentiert. Die Artenliste zeigt, dass in strukturreichen und blütenreichen Gärten eine hohe Vielzahl unterschiedlicher Spinnenfamilien mit unterschiedlichen Standortansprüchen und unterschiedlichen Jagdtechniken gefördert werden können. Dies sind die Arten im Einzelnen: