Wo die meisten Wildbienen nisten
Gut ¾ der nestbauenden Wildbienen Deutschlands nisten in der Erde. Mit den üblichen Nisthilfen erreicht man sie nicht. Sie brauchen am häufigsten Boden, der a) Lücken im Bewuchs aufweist, b) warm-trocken und c) leicht zu graben ist. Optimal ist eine sonnige Böschung mit wenig Bewuchs, oder ein Sandbeet, oder ein Trockenbeet. Ersetzen Sie wenn möglich Kies, Schotter und Splitt im Garten durch ungewaschenen Sand. Gestalten Sie den Erdboden im Garten abwechslungsreich. Modellieren Sie wenn möglich Hangflächen, Abbruchkanten, Trockenmauern und Böschungen.
Der Erdboden
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Zahlreiche Wildbienen nisten im Boden - wo die Wespenbienen nach dem Eingang suchen.
Nester von Lasioglossum malachurum, Nomada spec, 30.3.2021
Rasen auf Lößboden. Sonnig, trocken und eben. Nah an Schlehen-Hecken. Mehrere Hundert Frühlings-Seidenbienen nisten hier.
Weingut Janß, Guntersblum, 17.04.2021
In jedem der 100 Löcher nistet eine Seidenbiene - mitten in der Stadt, ohne Löss oder Sand, in trockener und sehr feinkrümeliger Erde.
Colletes cunicularius, Worms, 23.04.2021
Für die erdnistenden Wildbienen ist es sehr wichtig, dass der Rasen Lücken aufweist. Nur in solchen Lücken können sie ihre Nester graben.
Weingut Janß, Guntersblum, 17.04.2021
Löcher im Sand zwischen den Pflastersteinen - die meisten Menschen denken hier an Ameisen. Doch auch Wildbienen graben ihre Nester gerne in den Sand der Fugen.
Colletes cunicularius, Worms, 23.04.2021
Bei Schlechtwetter kann man die Seidenbienen in ihren Nesteingängen sitzen sehen. Bei Schönwetter herrscht unvorstellbarer Flugbetrieb über dem Boden. Die Flugzeit dauert nur wenige Aprilwochen.
Colletes cunicularius, Weingut Janß, Guntersblum, 17.04.2021
Manchmal weisen Feldwege hunderte Häufchen mit Eingangsloch auf. Das sind häufig die Nester der Pförtner-Schmalbiene.
Lasioglossum malachurum, Guntersblum, 30.03.2021
Wenn im Frühjahr über dem Boden der Blumenbeete Insekten herumsausen, sind dies mit guter Wahrscheinlichkeit Wildbienen. Im Bild ist eine "schwere Erdbiene" zu sehen, die mit einer kleinen Kolonie im Beet nistet.
Andrena gravida, Guntersblum, Garten, 01.04.2021
Auch winzigste Höhenunterschiede wie diese 10 cm in eimen Hochbeet mit sandigem Lehm werden von manchen Wildbienenarten bewohnt.
Grüne Brücke Mainz
Erdnistende Wildbienen graben ihre Nester meistens selbst in:
- fester oder sandiger Erde, in schräger, senkrechter oder waagerechter Erde. In Gärten sind sehr häufig erdnistende Wildbienen anzutreffen, beispielsweise in sonnig-trockenen Beeten in denen es Lücken gibt. Außerdem findet man Nesteingänge zwischen Pflasterfugen, in Erde hinter den Ritzen von Trockenmauern und in lückigen Rasenflächen. Die Erd-Nistplätze sind fast immer warm, trocken und frei von Bewuchs. Wenn im Frühling und Sommer plötzlich viele Insekten dicht über der Erde umherschwirren, sind es wahrscheinlich solche erdnistenden Wildbienen. Viele Wildbienenarten bevorzugen schräge oder steile Erdflächen, zum Beispiel Abbruchkanten. Viele weitere Arten bevorzugen Boden aus Sand oder Löss, in dem es sich besonders leicht graben lässt.
- Einige Wildbienen nisten in und an Mauern von Gebäuden, zum Beispiel in sand- oder lehmhaltigem Mörtel.
- Einige Hummelarten nisten in alten Mauselöchern.
Steilwand und Mauer
Eine Lößsteilwand in Guntersblum. Schon von Weitem sieht man die schwarzen Pünktchen, welche von Wildbienen gegraben wurden.
Lößsteilwände stehen unter Naturschutz. Man darf also kein material für den Bau von Nisthilfen daran sammeln.
In der Natur sind die Niströhren glatt ohne Vorsprung oder Holzspahn - hier an einer Lößwand.
Guntersblum, Hohlweg, März 2017
In sonnige und blütenreiche Böschungen am Waldrand nisten zahlreiche Wildbienenarten.
Dillenburg, 09.05.2021
Auch Felsen mit kleinen Löchern wie hier oder Mauern werden von Wildbienen bewohnt.
Steilwand von oben nach unten - Sand plus Löß - reiner Sand - reiner Löß - Sandstein - historischer Mörtel. Leider noch nicht bewohnt.
Exakt der Sand, aus dem der Sandhaufen besteht, lässt sich, nur mit Wasser angefeuchtet, senkrecht verbauen und hält dann bombenfest. Guntersblum, Garten
Steilwand - historischer Mörtel. Früher wurden hohe und stabile Steinhäuser in Guntersblum mit Lehmmörtel verfugt. Das Foto zeigt das historische Material. Die Mörtelfugen der Gebäude werden sehr gut von Wildbienen besiedelt.
Nach Augenschein besteht der Mörtel aus Schotter 0-16mm, plus ungewaschener Sand, plus Lößerde.
Steilwand - der angefeuchtete historische Mörtel lässt sich wunderbar senkrecht verbauen, allerdings funktionieren reiner Löß oder reiner ungewaschener Sand ebenso gut.
Ungewaschener Sand, senkrecht. Das Wichtigste: Er lässt sich prima mit dem Fingernagel abschaben, und kann daher gut mit den Mandibeln bearbeitet werden. Die üblicherweise in Nisthilfen zu findenden Ton-Stroh-Gemische sind viel zu hart für Wildbienen.
Guntersblum, Garten
Steilwand - ungewaschener Sand und ein bißchen Wasser ergeben eine haltbare Steilwand. Kritisch ist anzumerken, dass die abgebildete Steilwand bereits zwei Jahre in Folge nicht besiedelt wurde.
Plätze für erdnistende Wildbienen anzulegen ist gleichzeitig einfach und schwer.
- Einfach, weil sie sich die geeigneten Plätze im Garten selbst suchen.
- Schwer, weil sie die extra gebauten Wände und Sandhaufen möglicherweise nicht annehmen.
- Am besten hält man sich an die Grundregel offenen Boden anzubieten, der warm, trocken und frei von Bewuchs ist, gerne auch mit südseitigem Gefälle.
- Ungewaschener Sand ist auch immer eine gute Idee – sonnig und verdichtet zieht er viele Tierarten an.
Hier geht’s weiter auf zu den klassischen Nisthilfen – also Häusern für hohlraumbewohnende Wildbienenarten.
Weiterführende Seiten zum Thema Nisthilfen und Steilwände
Viele interessante Infos gibt es unter www.wildbee.ch. Wenn Sie das Aussehen typischer Erdnistplätze kennenlernen wollen, können Sie zur Seite www.wildbienen.de wechseln.
Material und Anleitungen für den Steilwandbau finden sich auf der Seite von Volker Fockenberg.